Auf tausenden Quadratkilometern Meeresboden liegen Manganknollen. Sie enthalten außer dem Metall, nach dem sie benannt sind, seltene Erden, Kupfer, Nickel und Kobalt. Manche dieser Rohstoffe werden auf der Erde knapp. Da bietet sich Meeresbergbau an.


Doch was geschieht dabei mit der Umwelt, der Meeresbiologie. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen und am Alfred-Wegener-Institut (AWI/GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung) in Bremerhaven jetzt herausgefunden. Die Bilanz ist unerfreulich.

Bild: GEOMAR, ROV Kiel 6000

Eggen in 4000 Metern Wassertiefe

Vor 26 Jahren bearbeiteten deutsche Forscher einige Quadratkilometer Meeresboden in 4000 Metern Tiefe mit einer Egge, um den Meeresbergbau zu simulieren. Das geschah im DISCOL genannten Gebiet im tropischen Ostpazifik, etwa 3000 Kilometer vor der Küste Perus. Jetzt untersuchten die Forscher das Gebiet erneut. „Auch 26 Jahre nach dieser Störung konnten wir die Pflugspuren auf dem Meeresboden klar erkennen“, berichtet Erstautor Tobias Vonnahme, der an den Untersuchungen im Rahmen seiner Diplomarbeit teilnahm. „Und auch die bakteriellen Bewohner waren deutlich beeinträchtigt.“ In den einst aufgewühlten Regionen lebten nur noch zwei Drittel der Bakterien, verglichen mit ungestörten Regionen. „Unsere Berechnungen haben ergeben, dass die Mikroben frühestens nach 50 Jahren wieder ihre übliche Funktion voll ausüben können“, so Vonnahme.


Bakterien entfernen Phosphat aus dem Wasser

Welche Rollen Bakterien in der Meeresökologie spielen ist noch längst nicht restlos geklärt. Eine wichtige Leistung der Mikroorganismen ist jedoch bekannt. Sie entziehen dem Wasser Phosphate, die vor allem durch Überdüngung an Land ins Wasser geraten. Sie regen das Pflanzenwachstum über Gebühr an. Die Folge ist Sauerstoffmangel im Wasser auf Grund der großen Mengen an abgestorbener Biomasse. „In den gestörten Gebieten können die mikrobiellen Bewohner das herabregnende organische Material nur noch eingeschränkt verwerten“, sagt AWI-Direktorin Antje Boetius. „Damit büßen sie eine ihrer Schlüsselfunktionen für das Ökosystem ein.“

Japan und China liegen vorn

Die Schlussfolgerung der Forscher: Alle Abbautechnologien für Manganknollen, die aktuell entwickelt werden, führen zu einer massiven Störung des Meeresbodens bis in eine Tiefe von mindestens zehn Zentimetern. „Mit der vorliegenden Studie leisten wir einen Beitrag zur Entwicklung von Umweltstandards für den Tiefseebergbau und zeigen die Grenzen auf, die der Erholung des Meeresbodens gesetzt sind“, so Boetius. Vor allem Japan und China bereiten den Abbau der Bodenschätze auf dem Meeresgrund mit Hochdruck vor.

via Alfred-Wegener-Institut

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