In der Theorie ist das Laden von Elektroautos auf Reisen inzwischen nicht mehr besonders zeitaufwändig. Ein Kaffee an der Raststätte, und nach 20 bis 30 Minuten kann die Fahrt fortgesetzt werden. Dass die Praxis nicht immer der Theorie entspricht, bekam auch der VW-Chef Herbert Diess kürzlich zu spüren, als er mit einem VW ID.3 auf eine Urlaubsreise ging. Im Anschluss übte er deutlich Kritik am Ladesäulenbetreiber Ionity, der einst unter der Beteiligung von VW entstand.


Beim Urlaub mit seinem ID.3 hatte Diess Probleme beim Laden.

Herbert Diess hat Probleme beim Laden

Wir glauben an Elektromobilität. An eine Elektromobilität ohne Einschränkungen.“ Mit diesem Motto wirb der Ladesäulenbetreiber Ionity auf seiner Webseite. Da Ionity vor allem Schnellladesäulen unterhält, ist die Botschaft klar: Auch Besitzer eines Elektroautos sollten ohne große Beschränkungen mobil sein.

Das Unternehmen Ionity wurde 2017 von den großen Auto-Konzernen BMW, Ford, Daimler und Volkswagen gegründet. Dennoch fand VW-Chef Herbert Diess kürzlich auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn Anlass zu einer deutlichen Kritik an Ionity. Nach einer Tour mit dem VW ID.3 zum Gardasee verfasste der Topmanager folgenden Beitrag. „Kein WC, kein Kaffee, eine Säule außer Betrieb/defekt, traurige Angelegenheit. Das ist alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis, IONITY!


Im Vorfeld hatte Diess auf seiner Tour offenbar versucht, am Brenner seinen ID.3 zu laden. Also entschied er sich, nach Trento weiterzufahren. Dort fand er dann die defekte Ladesäule und offenbar keine Angebote vor, die die Ladepause für Fahrer und Insassen angenehmer gestaltet.

Will Diess ein eigenes Ladenetzwerk promoten?

Ionity trat 2017 an, einen starken Konkurrenten zu Tesla mit dem Supercharger-Netzwerk aufzubauen. Bis Ende 2020 sollten an europäischen Autobahnen 400 Ladesäulen mit einer Leistung von bis zu 350 kW entstehen. Dieses Ziel wurde auch im Spätsommer 2021 nicht erreicht. Bisher gibt es lediglich 359 Ionity-Säulen, davon 103 in Deutschland.

Man darf sich durchaus fragen, ob hinter Diess‘ Kritik ehrlicher Ärger oder auch ein gewisses Kalkül steckt. Immerhin kursieren seit Anfang des Jahres berichte, nach denen die VW-Marken Audi und Porsche ein eigenes Schnellladenetzwerk aufbauen wollen. Beim Laden sollen die Fahrer dabei nicht im Auto sitzen bleiben, sondern in einer Art Lounge Platznehmen können.

Ionity reagiert auf die Kritik

Die Probleme, die Diess mit dem Laden des ID.3 hatte, sind wohl kein Einzelfall. Mehrere Umfragen haben gezeigt, dass etwa zwei Drittel der E-Auto-Eigentümer schon mindestens einmal Schwierigkeiten beim Laden hatten.

Bei Ionity sah man sich in jedem Fall genötigt, auf Diess‘ Kritik zu reagieren. Der Managing Director und COO des Unternehmens, Marcus Groll, antwortete zeitnah auf den Beitrag. „Hallo Herbert Diess, vielen Dank für das Feedback. Der Standort am Brenner steht auf unserer Liste der Upgrade-Sites.„, schrieb der Manager. In diesem Sommer sei es zu einem starken Anstieg der Auslastung der Ionity-Standorte verzeichnet. „Für den Standort in Trento arbeiten wir mit unserem Standort-Partner ENI an einer Verbesserung des Kundenservice. Der defekte Lader ist gestern repariert worden. Viele Grüße nach Italien„, schrieb Groll.

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    12. August 2021 at 15:24

    Und nächstes Jahr geht es halt in den Urlaub in die Niederlande. Das Ladenetz ist vorbildlich!

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