Eine Krebsdiagnose stellt für die Betroffenen zunächst einmal einen gewaltigen Schock dar. In der Folge werden den Patienten von den Ärzten die zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden dargelegt. In der Schulmedizin sind dies zumeist Operationen und Chemotherapien. Die dabei verwendeten Verfahren wurden vielfach erprobt und es konnte in unzähligen Studien ein medizinischer Nutzen nachgewiesen werden. Die Belastungen für die Patienten sind allerdings enorm und die Heilungschancen nicht immer groß. Viele der Betroffenen schauen sich daher nach Möglichkeiten um, die Behandlung zu unterstützen oder zumindest die Nebenwirkungen abzumildern. Schnell landen sie dabei bei der sogenannten Komplementär- oder Alternativmedizin. Das Angebot in diesem Bereich ist extrem unübersichtlich und reicht von durchaus hilfreichen Hausmitteln bis hin zu schlichtem Betrug. Umfragen haben ergeben, dass rund die Hälfte der Krebspatienten auf Substanzen aus der Komplementärmedizin zurückgreift.


Foto: Non-small Cell Carcinoma of the Lung, FNA, Ed Uthman, Flickr, CC BY-SA 2.0

Es findet eine evidenzbasierte Einordnung statt

Oftmals geschieht dies in Eigeninitiative und ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Dies ist nicht unproblematisch. Denn zum einen können so mögliche Wechselwirkungen nicht erkannt werden. Zum anderen wird den Ärzten so die Möglichkeit genommen, vor unseriösen Angeboten zu warnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Onkologen im Bereich der Alternativmedizin nicht besonders geschult sind. Nun aber wurde mit Geldern der Deutschen Krebshilfe ein entsprechender Leitfaden erarbeitet, an dem sich Mediziner und Patienten orientieren können. Insgesamt ist das Werk rund 630 Seiten lang. Darin enthalten sind unter anderem 155 konkrete Empfehlungen. Außerdem wurde eine Art Nachschlagewerk geschaffen. So sind dort unzählige komplementär- und alternativmedizinische Ansätze aufgelistet, die in Deutschland angeboten werden. Diese werden dann nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin bewertet und eingeordnet. Ärzte und Patienten können so schnell einen Überblick gewinnen.

Das Ziel: Ärzte und Patienten besprechen die Thematik

Noch stößt dieser Ansatz allerdings an Grenzen. Denn in vielen Fällen stehen keine Studien zur Verfügung oder diese sind aus fachlicher Sicht nicht über jeden Zweifel erhaben. Dennoch kann die Auflistung eine wichtige Orientierung bieten. Ein Beispiel: Bei Übelkeit aufgrund der Chemotherapie können Ingwer und Akupressur tatsächlich helfen. Die Bioenergiefeldtherapie hingegen wird als nicht empfehlenswert eingeordnet. Oftmals wird zudem auch Yoga empfohlen – hier fehlt es aber schlicht noch an seriösen Daten. Zusätzlich ist in den Leitlinien auch ein standardisierter Fragebogen enthalten, der Ärzten helfen soll, mit den Patienten über die Thematik zu sprechen. Die Antworten lassen sich dann mithilfe eines einfachen Ampelsystems einordnen. Im Idealfall soll so eine Atmosphäre entstehen, bei dem Mediziner und Patienten gemeinsam schauen, welche alternativen Angebote tatsächlich helfen können – und welche sogar Schaden anrichten.


Via: FAZ

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