Zwei Jahre lang wurden erste Prototypen des eActros von Daimler bei zwanzig Logistikunternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Dies stellt auf den ersten Blick eine ungewöhnlich lange Erprobungsphase dar. Bei genauerer Betrachtung ergibt die Vorsicht aber natürlich durchaus Sinn. Denn es handelt sich um eine vollkommen neue Antriebsart für Lastwagen. Diese wiederum soll zukünftig für den Großteil der Umsätze sorgen. Es wäre daher fatal, wenn das Vertrauen der Kunden durch eine zu voreilige Markteinführung verloren ginge. Doch inzwischen sind alle Tests abgeschlossen. Am Donnerstag beginnt daher im Daimler-Werk im rheinland-pfälzischen Wörth die Serienproduktion des Elektro-Lastwagens. Die Produktion wird allerdings erst nach und nach hochgefahren. Die gesetzten Ziele sind zudem nicht übermäßig ambitioniert: Im nächsten Jahr soll eine dreistellige Zahl an Elektrolastwagen ausgeliefert werden. Erst in den Folgejahren wären dann noch höhere Produktionszahlen denkbar.


Mercedes-Benz eActros kurz vor Serienstart bei ersten Kunden in Deutschland und den Niederlanden im Realbetrieb. Bild: Mercedes-Benz

In der Logistik sind die Gesamtkosten aus Anschaffung und Betrieb entscheidend

Über den Erfolg des Projekts dürften nicht zuletzt die Logistikunternehmen hierzulande entscheiden. Denn diese müssen sich von den Vorteilen des Elektro-Lastwagens überzeugen lassen und eine entsprechende Kaufentscheidung treffen. Zu Beginn allerdings dürften zunächst die Anschaffungskosten eher abschreckend wirken. So ist der eActros rund dreimal so teuer wie ein vergleichbarer Lastwagen mit Dieselmotor. Für die Kalkulation der Logistikunternehmen ist aber entscheidender, wie viele Kosten im Laufe der Betriebsjahre anfallen. Hier spielen vor allem die Treibstoff- und Wartungskosten ebenfalls eine wichtige Rolle. Betrachtet man die Gesamtkosten aus Anschaffung und Unterhalt, kann der Elektrolastwagen in Ländern mit günstigen Strompreisen bereits mit den Diesel-LKW mithalten. Durch die geplante Anhebung der CO2-Preise in vielen europäischen Ländern dürfte sich die Kalkulation zudem weiter in Richtung Elektroantrieb verschieben.

Die neuen E-Lkws von Daimler sind vielseitig einsetzbar

Daimler hat zudem bereits bekannt gegebene, welche vier Abnehmer die ersten Elektrolastwagen mit Stern erhalten werden. Die Auswahl geschah dabei vermutlich nicht ohne Hintergedanken. Denn die einzelnen Unternehmen zeigen, wie vielfältig der eActros eingesetzt werden kann. So werden die ersten seriennahen Fahrzeuge unter anderem an die Logistiktochter des Tönnies-Konzern ausgeliefert. Dieser verdient sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Fleischprodukten. Dementsprechend spielt hier das Thema Kühlung eine wichtige Rolle. Die dafür benötigten elektrischen Kühlmaschinen stammen von der Firma Frigoblock. Somit zeigt sich: Auch Lebensmittel können mit Elektrolastwagen transportiert werden. Ein weiterer Abnehmer ist die Firma Remondis. Diese ist in der Entsorgungsbranche aktiv und wird den eActros als Müllsammelfahrzeug einsetzen. Der Elektroantrieb sorgt hier nicht nur für weniger Emissionen, sondern verringert auch die Lärmbelästigung für die Anwohner.


Via: Handelsblatt

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