Das Wechselspiel von Ebbe und Flut bewegt regelmäßig gewaltige Mengen an Wasser. Schon seit vielen Jahren wird daher daran gearbeitet, diese Kräfte für die Stromerzeugung zu nutzen. Doch nun muss die Branche einen schweren Rückschlag verkraften: Das führende Unternehmen OpenHydro ist pleite. Verantwortlich dafür ist der Mutterkonzern Naval Energies, der nicht länger bereit war, die immer wieder anfallenden Verluste auszugleichen. Dabei war OpenHydro noch im November 2016 scheinbar ein Durchbruch gelungen. Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Emera wurde vor der Küste Neuschottlands eine Gezeitenkraft-Turbine im Meer versenkt. Der auf diese Weise produzierte Strom wurde sogar direkt in das öffentliche Netz eingespeist. Der ursprüngliche Plan sah einen fünfjährigen Testbetrieb vor. Anschließend sollte die Technologie in alle Welt exportiert werden.


Geröll, Sand und die Kraft des Wassers werden zum Problem

Doch bereits im März 2017 musste das ungewöhnliche Kraftwerk wieder vom Netz gehen. Experten vermuteten, dass Wasser in das Kontroll- und Umspannmodul eingedrungen war. Genau darin liegt auch die größte Schwierigkeit bei der Entwicklung von Gezeitenkraftwerken. Die Kraft des Meeres ist so stark, dass regelmäßig wichtige Einzelteile der Anlagen zerstört werden. Verstärkt wird diese Problematik durch in den Strömungen befindliches Geröll sowie die dauerhafte Belastung durch Sand und Salz im Wasser. Erst nach einigen Monaten konnte das Kraftwerk in Neuschottland geborgen und repariert werden. Damals waren die Verantwortlichen bei Cape Sharp Tidal, dem Gemeinschaftsunternehmen von OpenHydro und Emera, noch sicher, bald eine neue Turbine ans Netz bringen zu können. Letztlich dauerten die Reparaturarbeiten aber mehr als ein Jahr. Erst ab dem 24. Juli 2018 speiste die neue Turbine wieder Strom ins Netz ein.


Die Kosten beliefen sich auf eine Millionen Euro pro Woche

Allerdings nicht für besonders lange. Denn weil nach der Pleite von OpenHydro keine Wartungs- und Kontrollarbeiten mehr stattfinden können, wurde die Anlage nun erneut vom Netz genommen. Wie aber kam es bei Naval Energies zu der Entscheidung, den Geldhahn für OpenHydro zuzudrehen, obwohl erst kurz zuvor das neue Gezeitenkraftwerk installiert wurde? Zum einen dürfte dies an den hohen Kosten gelegen haben. Zuletzt lagen diese bei einer Millionen Euro pro Woche. Eine Rolle gespielt haben dürfte aber auch ein Konzept der Regierung in Frankreich. Dort hatte OpenHydro 2016 zwei Turbinen installiert und sich für die Zukunft zahlreiche Großaufträge erhofft. Im jüngsten Energieplan des Landes spielen Gezeitenkraftwerke aber nur eine sehr kleine Rolle. Dadurch sah Naval Energies wohl keine Perspektive mehr, mit der neuen Technologie in absehbarer Zeit Geld zu verdienen.

Via: Renewablesnow

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