In den letzten Jahren hat sich die weltweite Plastikproduktion mehr als verdoppelt. Recycelt wird davon allerdings nur ein Bruchteil. Der Großteil wird entweder verbrannt oder dauerhaft verscharrt. Aber auch dies ist keine wirklich sinnvolle Lösung. Und noch immer landet ein nicht unerheblicher Teil des Abfalls in der Natur. Zu merken ist dies unter anderem in den Ozeanen, wo sich kleine Plastikpartikel inzwischen bis in die letzten Winkel ausgebreitet haben. Der Niederländer Boyan Slat treibt daher seit einigen Jahren seine Idee des Ocean Cleanup voran. Die Idee: Riesige Fangnetze sollen an besonders stark betroffenen Stellen Plastik einsammeln. Dieser Abfall kann dann an Land gebracht und dort recycelt werden. Inzwischen sind erste Prototypen tatsächlich im Einsatz. Diese funktionieren zwar noch nicht perfekt. Zumindest wurden in den letzten Jahren aber große Fortschritte gemacht, sodass inzwischen tatsächlich gewisse Mengen an Plastikmüll aus dem Meer geholt werden.


Bild: The Ocean Cleanup

Die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind noch ungeklärt

Doch Meeresbiologen sind von dem Projekt nicht vollends begeistert. Tatsächlich mehrte sich zuletzt die Kritik. So wurde darauf verwiesen, dass in den Netzen nicht nur Müll landet, sondern auch zahlreiche lebende Organismen. Zwar wurden verschiedene Schutzvorrichtungen integriert. Außerdem hat die Organisation mit Fischern zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass möglichst wenig Beifang in den Netzen landet. Doch eine wissenschaftliche Auswertung, welche Auswirkungen die Netze auf die Ökosysteme haben, existiert noch nicht. Ganz einfach dürfte dies auch nicht werden. Denn noch immer sind lediglich Prototypen im Einsatz, die immer mal wieder verändert werden. Klar ist aber, dass die Netze von zwei dieselbetriebenen Schleppern gezogen werden müssen. Das Plastiksammeln im Ozean verursacht also nicht unerhebliche Klimaemissionen. Auch dies wird teilweise kritisch gesehen. The Ocean Cleanup arbeitet daher mit der Reederei Maersk zusammen, um klimafreundlichere Antriebe zu realisieren.

Einfachere Lösungen könnten effizienter sein

Die größte Frage ist allerdings, ob die Netze in den Ozeanen tatsächlich die effizienteste Methode sind, um die Verschmutzung mit Plastikmüll in den Griff zu kriegen. So gehen viele Experten davon aus, dass es sinnvoller wäre etwas früher anzusetzen. Müllsammelaktionen am Strand können beispielsweise ohne großen technischen Aufwand realisiert werden. Außerdem gibt es inzwischen Lösungen, bei denen die in die Ozeane fließenden Flüsse vom Plastikmüll befreit werden. Auch dies lässt sich einfacher umsetzen, als ein Einsatz mitten im sogenannten Great Pacific Garbage Patch. Außerdem wird die Problematik so gezielter angegangen. Denn tatsächlich landet nur ein Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen in solchen Müllteppichen. Wo der Rest landet, ist teilweise noch ungeklärt. Klar ist aber, dass es sinnvoller sein könnte, den Müll einzusammeln, bevor er sich ausbreitet. Und noch wichtiger: Plastikmüll zu vermeiden, ist besser als ihn dann aufwändig wieder einzusammeln.


Via: Vox

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