Eine Krebsimpfung wäre wohl so etwas wie der heilige Gral der medizinischen Forschung. Das Immunsystem dazu zu animieren, gezielt gegen Krebszellen vorzugehen, ist allerdings eine schwierige Aufgabe. Zwei aktuelle klinische Studien geben jedoch Anlass zur Hoffnung und erreichten vielversprechende Ergebnisse mit Hautkrebs-Patienten. Möglicherweise sind wir nun einen Schritt weiter in Richtung einer Zukunft gegangen, in der personalisierte Krebsimpfungen eingesetzt werden, die speziell auf den Tumor der Patienten zugeschnitten sind.


Foto: Non-small Cell Carcinoma of the Lung, FNA, Ed Uthman, Flickr, CC BY-SA 2.0

Neoantigene als Angriffspunkt

Beide Studien konzentrierten sich vornehmlich auf Neoantigene, bei denen es sich im mutierte Moleküle handelt, die nur an der Oberfläche von Krebszellen vorkommen. Sie sind sozusagen das perfekte Ziel für Immuntherapie, da sie bei gesunden Zellen nicht vorkommen. Das Ziel der Impfung ist es, die T-Zellen des Immunsystems darauf zu trainieren, nur spezifische Tumorzellen anzugreifen. Dies könnte ermöglicht werden, indem das Immunsystem auf die Neoantigene trainiert wird.

Die erste Studie wurde vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston statt. Dabei wurden je bis zu 20 spezifische Neoantigene von sechs Hautkrebs-Patienten identifiziert. Mit Hilfe von Computeralgorithmen entwickelten die Forscher dann für jeden Patienten eine spezifische Impfung, die verabreicht wurde, nachdem die Tumore chirurgisch entfernt wurden.


Obwohl es sich um Risiko-Patienten handelte, konnte bei vier von ihnen kein Wiederauftreten des Krebs entdeckt werden. Bei den anderen beiden Patienten trat der Krebs wieder auf, konnte aber durch eine zweite Behandlung unterdrückt werden.

Weitere Studien sind erforderlich

Die zweite Studie wurde von der Firma Biopharmaceutical New Technologies (BioNTech) hier in Deutschland durchgeführt. Dabei wurde eine ähnliche Methode angewendet, ebenfalls bei Hautkrebs-Patienten. Die entwickelten Impfungen griffen bei jedem Patienten bis zu 10 Neoantigene an. Von den 13 behandelten Patienten waren acht nach 12 bis 23 Monaten frei von Krebs.

Beide Studien stimulierten zwei Arten von tumortötenden T-Zellen: Die CD8+ Zellen sowie die CD4+ Helferzellen.

Es handelt sich um erste, kleine Schritte auf einem Weg, der noch ein bisschen länger ist, aber die Resultate beider Studien sind vielversprechend. Als nächstes werden mehr und vor allem breiter angelegte Studien durchgeführt werden müssen, um die Wirksamkeit individueller Krebsimpfungen zu erforschen. Vor allem wird es wichtig sein, die Methode auch mit anderen Krebsarten zu erproben. Eine klinische Studie, die sowohl Blasen- als auch Lungenkrebs untersucht, ist bereits in der Vorbereitung.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Eine der größten Herausforderungen neben der wissenschaftlichen Seite ist der Kosten- und Zeitfaktor, der bei der Entwicklung personalisierter Krebsimpfungen beachtet werden muss. Aktuellen Schätzungen zufolge wird die Entwicklung des Impfstoffes für einen Patienten etwa 60.000 US-Dollar kosten. Die Behandlung an sich wird pro Patient mehrere Hunderttausend Dollar kosten.

Die Entwicklung des Impfstoffes für einen Patienten nimmt zudem mehrere Monate in Anspruch. Die Forscher sind aber zuversichtlich, dass der Zeitrahmen sich auf sechs Wochen oder weniger verkleinern ließe. Aber auch das ist immer noch eine lange Zeit, die die Situation des Patienten unter Umständen dramatisch verschlimmern könnte.

Die Entwicklung von Neoantigen-Impfungen ist dennoch ein erster Schritt in Richtung der Entwicklung effektiver, neuer Behandlungsmethoden für Krebserkrankungen. Die Verwendung des Immunsystems gegen den Tumor ist ein vielversprechender Ansatz, der Krebs möglicherweise nicht heilen wird, aber zumindest deutlich einfacher zu behandeln.

via Dana-Farber Cancer Institute

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