Phosphor ist ein wichtiger Bestandteil von künstlich hergestellten Mineraldüngern. Der Rohstoff hat somit entscheidend mit zur Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft und zum folgenden Bevölkerungswachstum weltweit beigetragen. Ganz unproblematisch ist dies aus verschiedenen Gründen nicht. So sind die Phosphor-Vorkommen weltweit nicht gleich verteilt. Vielmehr konzentriert sich der großflächige Abbau auf wenige Regionen weltweit. Problematisch ist dies etwa im Fall Marokkos. Das Land verfügt theoretisch über die größten Phosphor-Vorkommen weltweit. Tatsächlich befinden diese sich aber in der Westsahra – einem Gebiet, das von Marokko 1975 völkerrechtswidrig annektiert wurde. Bei dieser Entscheidung spielten nicht zuletzt die Aussichten auf große wirtschaftliche Gewinne durch den Phosphor-Abbau eine wichtige Rolle. Britische Forscher warnen nun allerdings, dass der massenhafte Einsatz von auf Phosphor basierenden Düngemitteln auch noch aus einem weiteren Grund hochproblematisch sein kann. Die daraus resultierenden vielfältigen negativen Auswirkungen haben sie sogar als „Phosphogeddon“ bezeichnet.


Bild: Kolforn (Wikimedia)}, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Ökosysteme werden durch zu starkes Algen-Wachstum bedroht

Konkret geht es um die Tatsache, dass die Düngemitteln nicht gezielt zum Einsatz gebracht werden können. Man injiziert den Dünger also nicht einfach in eine Pflanze, so dass nur diese von den positiven Wachstumseffekten profitiert. Stattdessen wird Mineraldünger zumeist großflächig ausgebracht. Dies wiederum sorgt dafür, dass die Phosphorverbindungen im Laufe der Zeit durch Regenfälle wieder aus dem Boden herausgewaschen werden. Dadurch landen sie irgendwann in Flüssen und Seen. Das Problem: Auch dort sorgen sie für ein verstärktes Pflanzenwachstum. Ganz konkret kommt es in der Regel zu einer starken Algen-Ausbreitung. Dies wiederum bringt die lokalen Ökosysteme durcheinander. Im schlimmsten Fall entstehen Gebiete, in denen kaum noch andere Pflanzen- oder Tierarten überleben können. Weltweit lässt sich diese Problematik an immer mehr Orten beobachten. So etwa im Golf von Mexiko, in der Ostsee oder auch im russischen Baikalsee und im afrikanischen Victoriasee. Aus Gründen des Artenschutzes ist der massenhafte Einsatz von Phosphor-Dünger also eine nicht zu unterschätzende Problematik.

Gegenmaßnahmen sollten zeitnah ergriffen werden

Zumal die Folgen noch darüber hinausgehen. Denn wenn die Algen irgendwann absterben, entsteht Methan. Das Gas wiederum entweicht in die Atmosphäre und richtet dort Schaden an. So gilt Methan als rund achtzigmal klimaschädlicher als CO2. Allerdings baut es sich auch deutlich schneller wieder ab. Theoretisch lassen sich die Folgen des großflächigen Phosphor-Einsatzes also vergleichsweise schnell wieder eindämmen. Verschiedene britische Universitäten haben daher in den letzten Jahren ein Projekt namens „Our Phosphorus Future“ vorangetrieben. Dabei sollte zum einen die aktuelle Situation wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Der Name „Phosphogeddon“ verdeutlicht hier, dass es so wie bisher nicht dauerhaft weitergehen sollte. In einem zweiten Schritt haben die Forscher daher Maßnahmen definiert, wie die Situation verbessert werden kann. Dazu gehört beispielsweise die Idee, verschiedene Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus der Natur zu entwickeln und zu testen. Aber auch das menschliche Verhalten steht im Fokus: Im Idealfall kann die Ernährung so umgestellt werden, dass schlicht weniger Phosphor-Dünger benötigt wird.


Via: The Guardian

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