Schon heute ist Trinkwasser in vielen Weltregionen eine knappe Ressource. Durch die Folgen des Klimawandels dürfte sich die Problematik zudem noch verschlimmern. Entweder weil die Regionen insgesamt trockener werden oder weil der Regen weniger verlässlich fällt als in der Vergangenheit. Ironischerweise liegen nicht wenige der von Trockenheit betroffenen Städte und Staaten am Meer. Dieses riesige Wasserreservoir kann aber nur schwer zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Zwar gibt es entsprechende Entsalzungsanlagen bereits. Diese haben unter anderem dafür gesorgt, dass ein eigentlich recht trockener Staat wie Israel inzwischen sogar Trinkwasser exportiert. Die Nutzung ist aber nicht ganz unproblematisch und kann nicht ohne Weiteres global skaliert werden. Denn zum einen werden enorme Mengen an Energie benötigt, zum anderen bleiben stets Rückstände, die im großen Stil nicht so einfach entsorgt werden können. Forscher an der University of Illinois Urbana-Champaign wollen daher nun die Natur mit ins Boot holen.


Bild: Praveen Kumar and Nature Scientific Reports

Wasserdampf wird eingefangen und an Land kondensiert

Denn über den Ozeanen findet bereits ein natürlicher Entsalzungsprozess statt: Sonnenstrahlen sorgen dafür, dass Wasser verdampft und in die Höhe steigt. Im Normalfall bilden sich daraus dann irgendwann Wolken, die an anderer Stelle abregnen. Die Idee der Forscher besteht nun darin, diesen Wasserdampf weit draußen auf dem Meer einzufangen und über ein Pipeline-System an Land zu befördern. Dort wird der Dampf dann gezielt kondensiert, sodass Trinkwasser entsteht. Damit der Trick allerdings funktioniert, werden durchaus gigantische Anlagen benötigt. Die Forscher haben alleine zum Einfangen des Wasserdampfes eine Struktur entworfen, die rund einhundert Meter hoch ist. Hinzu kommen die Leitungen, die Distanzen von mehreren Kilometern überbrücken müssten. Um die benötigte Energie nachhaltig zu erzeugen, wäre zudem der Bau von Windrädern oder die Installation von Solarmodulen sinnvoll. All dies dürfte nicht unerhebliche Kosten mitbringen. Genaue Zahlen sind hier aber noch nicht bekannt.

Selbst Metropolen könnten so versorgt werden

Dafür haben sich die Forscher weltweit vierzehn potenziell von einer Trinkwasser-Knappheit betroffenen Metropolen angeguckt und das dortige Potenzial errechnet. Zu den untersuchten Städten gehörten unter anderem Abu Dhabi und Los Angeles, aber auch Barcelona und Rom. Den durchgeführten Kalkulationen zufolge könnte eine einzige solche Anlage dort zwischen 37,6 Milliarden und 78,3 Milliarden Litern an Trinkwasser pro Jahr gewinnen. Geht man davon aus, dass jeder Einwohner rund 300 Liter Frischwasser pro Tag verbraucht, würde das bedeuten, dass vor jeder der untersuchen Städte zwischen zwei und zehn solcher Anlagen installiert werden müssten. Ob dies tatsächlich realistisch ist, bleibt abzuwarten. Zumindest einen weiteren Vorteil hat der Ansatz aber noch: Er wird von den Folgen des Klimawandels nicht beeinflusst. Denn Projektionen haben gezeigt, dass zukünftig sogar eher mehr als weniger Wasserdampf über den Ozeanen entstehen wird.


Via: New Atlas

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