In Kasachstan kam es in den letzten Tagen wiederholt zu teilweise gewaltsamen Unruhen und Protesten gegen den autoritär regierenden Staatschef Kassym-Schomart Tokajew. Konkreter Auslöser dafür waren die gestiegenen Energiepreise an den Tankstellen. Schnell richtete sich der Protest aber auch gegen die schlechte Regierungsführung, die vorherrschende Korruption und den weit verbreiteten Machtmissbrauch. Die Regierung ließ die Proteste allerdings mit aller Macht niederschlagen. Der Präsident erteilte den staatlichen Sicherheitskräften sogar explizit den Schießbefehl. Internationale Beobachter befürchten daher eine hohe Zahl an zivilen Todesopfern. Exakte Informationen sind allerdings schwer zu bekommen. Denn die Regierung hat im Zuge der Proteste auch das Internet abschalten lassen. Dies ist ein Vorgehen, das in der Vergangenheit auch schon zahlreiche andere autoritäre Regierungen genutzt haben. In Kasachstan hatte die Abschaltung des Internets aber auch Auswirkungen auf die Welt der Bitcoin-Miner.


Kasachstans Energieversorgung basiert auf alten Kohlekraftwerken

Denn nachdem China in den vergangenen Monaten die regulatorischen Daumenschrauben angezogen hat, sind zahlreiche Bitcoin-Schürfer in andere Länder ausgewichen. Einer Auswertung der Universität Cambridge zufolge kam Kasachstan zuletzt auf eine Hash-Rate von 18 Prozent – und lag damit weltweit auf dem zweiten Platz. Beim sogenannten Bitcoin-Mining werden komplexe Rechenoperationen durchgeführt, um einzelne Transkationen der Cryptowährung zu validieren. Im Gegenzug werden dann neu erschaffene Bitcoins ausgeschüttet. Es gibt also eine finanzielle Entlohnung. Allerdings ist der gesamte Vorgang inzwischen nur noch mit leistungsstarken Rechnern möglich. Dementsprechend hoch ist der benötigte Energieaufwand. Das Mining lohnt sich daher nur in Ländern mit niedrigen Strompreisen. In Kasachstan ist dies offensichtlich der Fall. Aus Sicht des Klimaschutzes ist Bitcoin-Mining dort aber keine besonders gute Idee. Denn das Land setzt vor allem auf alte Kohlekraftwerke.


Pauschale Internetsperren sind ein Problem für das Crypto-Mining

Tatsächlich haben die Crypto-Schürfer nun aber mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen. Denn der gesamte Vorgang funktioniert nur, wenn eine stabile Internetverbindung vorhanden ist. Die Sicherheitsbehörden nehmen bei ihren Internetsperren aber natürlich keine Rücksicht auf das Geschäft der Bitcoin-Miner. Erste Auswertungen haben daher ergeben, dass die Hashrate bei allen großen kasachischen Mining-Pools deutlich gesunken ist. Gleichzeitig ist die Aktivität im gesamten Bitcoin-Netzwerk aber nicht zurückgegangen. Dies deutet darauf hin, dass andere Standorte die Schwierigkeiten in Kasachstan genutzt haben, um die eigenen Aktivitäten auszubauen. Die kasachische Regierung hat nun zumindest kleinere Lockerungen angekündigt und will die Netzsperren in ruhigeren Regionen beenden. Es bleibt abzuwarten, ob die kasachischen Miner sich dann ihre Position zurückerobern können oder ob die Verschiebungen innerhalb des Bitcoin-Mining-Welt dauerhafter Natur sind.

Via: Der Spiegel

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