Die tropischen Regenwälder in Afrika und Südamerika werden auch als die „grüne Lunge“ unseres Planeten bezeichnet – sie sind ein wichtiger Puffer im Klimasystem. Die Bäume der Regenwälder nehmen CO2 auf und speichern diesen als Kohlenstoff in ihren Geweben. Die Regenwälder sind damit eine der größten CO2-Senken der Welt. Doch nun zeichnet sich ein bedenklicher Trend ab: Die grüne Lunge beginnt zu schwächeln. Die Tropenwälder nehmen deutlich weniger Kohlendioxid auf als noch vor 30 Jahren. Bereits im Jahr 2035 könnte der Regenwald seine Funktion als CO2-Senke ganz verlieren.


Klimawandel wirkt sich auf Regenwälder aus

Bisher ging man davon auf, dass die CO2-Aufnahmefähigkeit der Regenwälder relativ stabil sind. Doch nun zeichnen sich mehr und mehr Hinweise darauf ab, dass dies ein Irrtum war. Ein Team von Forschern wollte untersuchen, wie problematisch die Situation ist. Das Ergebnis: Der Klimawandel macht auch der CO2-Senke Regenwald zu schaffen. „ Zwar fördert zusätzliches CO2 das Pflanzenwachstum, aber diese positive Wirkung wird immer stärker durch negative Effekte der steigenden Temperaturen und der Trockenheit zunichte gemacht„, so Erstautor Wannes Hubau vom Königlich Belgischen Zentralafrika-Museum.


In ihrer Langzeitstudie untersuchten die Forscher seit 1968 Bäume in insgesamt 565 intakten Regenwaldgebieten am Amazonas sowie in Afrika. Die daraus gewonnen Daten übertrugen sie in ein Modell und schlossen so auf die in Biomasse umgesetzten Kohlenstoff und damit die CO2-Aufnahme der Bäume.

Das Ergebnis ist beunruhigend. Die Tropenwälder haben bereits einen Teil ihrer Pufferwirkung verloren. Während die Wälder 1990 noch etwa 46 Milliarden Tonnen CO2 aus der Luft nahmen, was etwa 17 Prozent der damaligen anthropogenen CO2-Emissionen entspricht, waren es 20 Jahre später nur noch 25 Milliarden Tonnen.

Die Situation ist bedenklich

Die Hauptursache für diesen Wandel sehen die Forscher vor allem in der Schädigung sowie dem Verlust von Bäumen durch Dürren und Hitze. Offenbar überwiegen die negativen Folgen des Klimawandels den Düngeeffekt des CO2. Die Fläche der intakten Waldgebiete habe sich iim 19 Prozent verringert. „ Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderung in diesen Wäldern deutet darauf hin, dass die Auswirkungen des Klimawandels in den Tropen schwerwiegender sind als erwartet„, erklärt Koautor Bonaventure Sonké von der Universität Yaounde in Kamerun.

Besonders problematisch sei die Situation im Amazonasgebiet. Die Pufferwirkung der Bäume sinkt dort bereits seit den 1990er Jahren, während in den afrikanischen Tropenwäldern der Effekt erst etwa 15 Jahre später eintrat.

Indem wir die Daten aus Afrika und vom Amazonas kombinieren, beginnen wir zu verstehen, warum sich diese Wälder verändern und dass CO2-Konzentrationen, Temperatur, Trockenheit und die Walddynamik dafür eine Schlüsselrolle spielen„, so Hubau.

Amazonas-Regenwald könnte seine Pufferfähigkeit komplett verlieren

Mithilfe ihres Modells konnten die Forscher auch die zukünftige Entwicklung aus den beobachteten Trends extrapolieren. In den afrikanischen Wäldern könnte die CO2-Aufnahmefähigkeit bis 2040 um weitere 14 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2010 bis 2015 sinken. Im Amazonas-Gebiet könnte der Effekt noch drastischer ausfallen: „ Die Amazonas-Senke wird sich weiterhin schnell abschwächen und könnte 2035 auf Null sinken„, so das Team. Der Amazonas-Regenwald könnte so von einer CO2-Senke zu einer CO2-Quelle werden.

Es ist dringend nötig, das Klima der Erde zu stabilisieren, um die Kohlenstoff-Balance der intakten tropischen Wälder stabil zu halten. Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, um dies zu tun, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Wälder keinen Kohlenstoff mehr speichern„, so Simon Lewis von der University of Leeds, der an der Studie beteiligt war.

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