Weltweit wird an verschiedenen Standorten mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Immerhin 15 potentielle Impfstoffe befinden sich bereits in der fortgeschrittenen Entwicklung. Ein Medikament – entwickelt von dem Pharmaunternehmen Astra Zeneca und der Oxford Universität – befindet sich aktuell sogar schon in Phase 3 der vorgeschriebenen Tests. Verläuft diese erfolgreich, steht einer Markteinführung theoretisch nichts mehr im Weg. Alle forschenden Unternehmen und Institutionen profitieren dabei davon, dass die staatlichen Zulassungsprozesse massiv beschleunigt wurden. Sollte also tatsächlich noch in diesem Jahr ein erster Impfstoff auf den Markt kommen, wäre dieser in absoluter Rekordzeit entwickelt worden. Für Aufsehen sorgt nun aber der Zeitplan des Indischen Rates für medizinische Forschung (ICMR): Dieser will schon im August mit der Impfung der Bevölkerung beginnen.


Die drei Testphasen sollen zeitgleich ablaufen

Der dazugehörige Impfstoff namens Covaxin wird aktuell in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Bharat Biotech entwickelt. Bisher allerdings wird dieser lediglich im Labor erforscht. Erste Tests an Menschen sollen erst am 07. Juli beginnen. Anschließend werden die sonst üblichen drei Phasen der Erprobung mehr oder weniger parallel ablaufen, sodass schon Mitte August mit großflächigen Impfungen begonnen werden könnte. Dieser Zeitplan geht jedenfalls aus einem öffentlich gewordenen Brief des ICMR-Direktors hervor. Viele Experten halt es allerdings schlicht für unmöglich, die komplette Test-Prozedur innerhalb von sechs Wochen seriös zu absolvieren. Krishna Ella, Geschäftsführer von Bharat Biotech, schiebt allzu optimistischen Erwartungen daher zunächst auch noch einen Riegel vor. Er geht davon aus, dass der Impfstoff im Dezember verfügbar sein könnte – vorausgesetzt die zuständigen Behörden helfen bei der beschleunigten Zulassung. Zunächst einmal sucht das Unternehmen nun aber 1.200 Freiwillige, um den Impfstoff erstmals an Menschen zu erproben.


Indiens Wirtschaft leidet unter den Folgen der Coronakrise

Erste Ergebnisse sollen dann schon in vier Wochen vorliegen. Nach der Markteinführung will Bharat Biotech dann 300 Millionen Impfdosen jährlich produzieren. Selbst dann würde es rein rechnerisch noch mehr als drei Jahre dauern bis die gesamte Bevölkerung des Subkontinents geimpft wäre. Indiens Volkswirtschaft wurde von der Coronakrise hart getroffen. Weil das Gesundheitssystem einen starken Anstieg der Fallzahlen nicht verkraftet hätte, war die Regierung gezwungen, das wirtschaftliche und soziale Leben fast vollständig herunterzufahren. Erstmals seit rund drei Jahrzehnten könnte die Wirtschafts des Landes daher in diesem Jahr sogar schrumpfen. Dies bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf die Bevölkerung: Die Zahl der Menschen in Armut dürfte ebenfalls erstmals seit vielen Jahren wieder ansteigen. Auch deshalb hat die indische Regierung ein solch starkes Interesse an einem wirksamen Impfstoff.

Via: FAZ

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