Der Anstieg des Kohlendioxids in der Erdatmosphäre hat im Jahr 2024 ein neues Rekordniveau erreicht. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) stieg die CO₂-Konzentration innerhalb eines Jahres um 3,5 ppm – mehr als jemals zuvor seit Beginn der Messungen in den 1950er-Jahren. Der globale Durchschnittswert lag damit bei rund 424 ppm, etwa 50 Prozent höher als vor Beginn der Industrialisierung. Forscher:innen sprechen von einem „alarmierenden Signal“, das zeigt, wie weit der Mensch das Klimasystem bereits aus dem Gleichgewicht gebracht hat.


Hitze, Brände und ein geschwächtes Klimapuffersystem

Der Rekordanstieg lässt sich nur teilweise durch die anhaltend hohen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger erklären. 2024 kamen mehrere Verstärkungsfaktoren zusammen: Weitverbreitete Dürren und extreme Hitze lösten massive Wald- und Buschbrände aus, vor allem in Südamerika, Afrika und Südostasien. Diese Brände setzten große Mengen an CO₂ frei – und zerstörten zugleich Vegetation, die normalerweise Kohlendioxid binden würde.

Zudem zeigen aktuelle Analysen, dass natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder und Ozeane an Aufnahmefähigkeit verlieren. Durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster können Pflanzen weniger CO₂ aufnehmen, während die Meere sich zunehmend mit Kohlendioxid sättigen. Dadurch verbleibt mehr Treibhausgas in der Atmosphäre, was die Erwärmung weiter beschleunigt. Die stellvertretende WMO-Generalsekretärin Ko Barrett beschreibt diese Dynamik drastisch: „Die von CO₂ eingeschlossene Wärme treibt unser Klima an und führt zu immer extremeren Wetterereignissen.“

Der Einfluss von El Niño auf die CO₂-Konzentration

Eine wichtige Rolle beim jüngsten Anstieg spielte auch das El Niño-Phänomen, das 2023 und 2024 für ungewöhnlich hohe Temperaturen auf der ganzen Welt sorgte. In den Tropen, vor allem im Amazonasgebiet, verschärfte die Hitze die Trockenheit und ließ Böden sowie Wälder weniger Kohlenstoff aufnehmen. Statt als Senken zu wirken, wurden sie zeitweise selbst zu Quellen für zusätzliche Emissionen. Fachleute sehen darin einen gefährlichen Hinweis darauf, dass der natürliche CO₂-Kreislauf instabiler wird.

Auch die Ozeane, die bislang rund ein Viertel der menschlichen Emissionen aufnehmen, zeigen Anzeichen von Sättigung. Wärmeres Wasser kann weniger Gas binden – und bei zunehmender Durchmischung oder Erwärmung können bereits gespeicherte Mengen wieder freigesetzt werden. So entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf, in dem jede weitere Erwärmung die Klimabilanz weiter verschlechtert.

Nach wie vor besteht akuter Handlungebedarf

CO₂ unterscheidet sich von vielen anderen Treibhausgasen durch seine enorme Beständigkeit. Ein großer Teil der heute ausgestoßenen Mengen bleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre. Selbst wenn die Emissionen kurzfristig gestoppt würden, bliebe das Klimasystem dadurch über lange Zeit erhitzt. Das erklärt, warum Forscher:innen von einem „Aufheizen mit Langzeitwirkung“ sprechen.

Die aktuelle Entwicklung markiert zudem einen historischen Wendepunkt: In den 1960er-Jahren stieg der CO₂-Gehalt jährlich um weniger als ein ppm, in den 2010er-Jahren waren es im Schnitt schon rund 2,5. Der Sprung auf 3,5 ppm im Jahr 2024 ist daher nicht nur eine statistische Auffälligkeit, sondern Ausdruck einer beschleunigten Dynamik. Die natürlichen Rückkopplungen im Klimasystem – etwa schwindende Eisflächen, austrocknende Böden oder brennende Wälder – verstärken diese Tendenz weiter.

Die Forscher:innen der WMO warnen, dass sich ohne tiefgreifende Emissionssenkungen ein Punkt nähert, an dem die Erderwärmung sich selbst weiter antreibt. „Jede zusätzliche Tonne CO₂ verschärft die Risiken für künftige Generationen“, heißt es im Bericht. Die Rekordwerte des Jahres 2024 sind deshalb nicht nur eine wissenschaftliche Zahl, sondern ein deutliches Warnsignal – dafür, dass die Menschheit ihre Abhängigkeit von fossilen Energien schneller überwinden muss als bisher.

via World Meteorological Organization

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.