Alle starren auf die künstliche Intelligenz: Wozu wird sie als Nächstes in der Lage sein? Killt sie auch meinen Arbeitsplatz? Oder saugt sie sogar noch viel mehr als unsere Jobs in sich ein? Vielleicht sollten wir den Blick einfach mal abwenden und auf unsere Mitgeschöpfe schauen, die uns immer wieder positiv überraschen. Die Wunder der Natur übertreffen die Wunder der Technik bei weitem, das zeigen uns jetzt die eher unbeliebten Tauben. Sie beherrschen das assoziative Lernen ebenso gut wie jede künstliche Intelligenz.


Die Taube als Intelligenzbestie?

Intelligenzbolzen 33W, 58R, 14R und 51W

Auf verschiedene Reize reagieren, sie analysieren und zuordnen. Die richtige Antwort, geben, fleißig dazulernen und die Ergebnisse immer weiter verbessern: Das gelang den vier Tauben mit den eher lieblosen Namen 33W, 58R, 14R und 51W in einer Reihe von Versuchen. Die Studien fanden an der Universität von Iowa statt, unter der Leitung von Ed Wassermann, Professor für experimentelle Psychologie. Der Mann interessiert sich seit nunmehr fünf Jahrzehnten für die geflügelten Stadtbewohner und hat in dieser neuesten Untersuchung die assoziative Lernfähigkeit seiner vier Auserwählten getestet. Sie mussten komplexe Muster, die sich innerhalb von Kreisen befanden, erkennen und einordnen. Dabei schraubte der Forscher den Schwierigkeitsgrad bewusst nach oben.

Eine »außerirdische Intelligenz auf Erden«

Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht. Wassermann fügt dazu an, dass die Tiere einer »außerirdischen Intelligenz auf Erden« ähneln. Wir müssen also gar nicht mehr bis in die Weiten des Weltalls spähen, um auf wirklich schlaue Lebewesen zu stoßen. Das Training der Tauben erfolgte ganz so wie bei einer KI. Der Fachbereich Informatik der Universität Toronto verwendet Tauben schon jetzt als Analogie für maschinelles Lernen, so überzeugend ist die »Arbeit« dieser Vögel. Die Tiere eignen sich mit der Zeit große Datensätze an, durch wiederholtes Testen und Ausprobieren.


Keine Superhirne – aber unglaublich ausdauernd

Den Tauben wurden die verschiedenen Muster gezeigt und sie mussten durch Anpicken eines Knopfes einsortieren, zu welcher Kategorie das Motiv gehört. Zu unterscheiden waren dabei komplexe Eigenschaften wie Linienbreiten, Linienwinkel, geteilte oder konzentrische Ringe. Die richtige Antwort wurde mit einem leckeren Häppchen belohnt. Die Muster tauchten höchst willkürlich auf, ohne eine Logik oder Regel dahinter. Wassermann vertritt die Ansicht, dass die meisten Menschen mit dieser Testanordnung überfordert seien, doch die Tauben kamen bereits zu Anfang auf eine Genauigkeit von ungefähr 50 Prozent. Durch Wiederholung erreichte sie schließlich 68 Prozent.

»Ein Computer würde viel mehr Training bekommen, als wir den Tauben gegeben haben«, verkündet Wassermann sichtlich stolz auf seine intelligenten Probanden. »Sie sind keine Superhirne. (…) Man kann wohl eher sagen, dass sie ihre Mechanismen vollständig und ausdauernd einsetzen. Und das gelingt ihnen auch ziemlich gut.«

Quelle: cosmosmagazine.com

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