Forschern der amerikanischen Yale Universität ist es erstmals gelungen, Gehirne von Schweinen außerhalb des Tierkörpers am Leben zu erhalten. Unter Führung des Wissenschaftlers Nedan Sestan wurden die Organe mit Kunstblut durchströmt, sodass die Zellen mit dem benötigten Sauerstoff versorgt wurden. Was einfach klingt, ist aus technischer Sicht sehr anspruchsvoll. Denn der Energiebedarf der Neuronen ist hoch, während die dort verlaufenden Blutkapillaren vergleichsweise klein sind. Es ist daher einiges an Geschick notwendig, um die Versorgung aufrecht zu erhalten und keinen Schaden anzurichten. Den Forschern in Yale ist dies nun für rund 36 Stunden gelungen. Anschließend wurde das Experiment beendet, rein theoretisch hätte man den Zustand aber auch noch weiter aufrecht erhalten können.


Gehirnareale
Foto: brain lobes, Allan Ajifo, Flickr, CC BY-SA 2.0

Die Forschung könnte von dem Ansatz profitieren

Außerdem ist die Vorgehensweise keineswegs nur auf Schweine begrenzt. Vielmehr gehen Sestan und sein Team davon aus, dass sich auch die Gehirne anderer Tiere auf diese Weise am Leben erhalten lassen. Mehr noch: Auch beim Menschen dürfte das Verfahren funktionieren. Tatsächlich gibt es aus dem Bereich der Wissenschaft bereits Gedankenspiele in diese Richtung. So könnten neue Ideen zur Bekämpfung von Alzheimer oder bestimmten Krebsarten zunächst an einem noch lebenden Gehirn getestet werden. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Gehirne besitzen keinerlei Bewusstsein mehr. Dies wiesen die Forscher nach, indem sie ein Elektroenzephalogramm ableiteten. Die charakteristische Linie dort blieb vollkommen flach – wie bei einem Menschen im tiefen Koma.

Ethische Fragen müssen noch diskutiert werden

Dies muss aber nicht so bleiben. Vielmehr geht Sestan davon aus, dass es auch möglich ist, Gehirne im Wachzustand aufzubewahren. Durch eine Verbesserung der nun an Schweinen getesteten Methode könnte es sogar gelingen, die Gehirnaktivität wiederherzustellen. Zuvor allerdings müssen noch einige ethische Fragen geklärt werden. Denn das Gehirn ist die zentrale Instanz im menschlichen Körper und steuert das Denken und Fühlen einer Person. Wissenschaftliche oder medizinische Manipulationen müssen daher immer seriös abgewogen werden. Aktuell werden ethische Fragen vor allem im Zusammenhang mit sogenannten Hirn-Organoiden diskutiert. Dabei handelt es sich um strukturierte Zellen, die aus menschlichen Stammzellen gewonnen werden. Diese wiederum wurden zuletzt etwa erfolgreich bei Nagetieren implementiert.

Via: Technology Review


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