Die Welt ist dringend auf der Suche nach simplen und vielversprechenden Ideen zur Speicherung von Ökostrom. Denn nur so können die immer stärker werdenden Produktionsschwankungen ausgeglichen werden. Vor etwas mehr als einem Jahr machte daher das Schweizer Startup Energy Vault große Schlagzeilen. Die Ingenieure dort hatten eine interessantes Konzept umgesetzt: Der Prototyp EV1 bestand aus mehreren Kränen, die mithilfe von überschüssigem Ökostrom schwere Betonblöcke in die Höhe ziehen konnten. Wurde die so gespeicherte Energie dann benötigt, konnte das Gewicht einfach wieder herabgelassen werden. Zwei Punkte sorgten hier für besondere Aufmerksamkeit. Zum einen war der Prototyp schon an das öffentliche Schweizer Stromnetz angeschlossen. Zum anderen gab das Unternehmen an, dass der Kranspeicher unter bestimmten Bedingungen in Sachen Wirkungsgrad mit den bisher oftmals genutzten Lithium-Ionen-Batterien mithalten könne – ohne aber so viele kritische Materialien zu benötigen. Bei Anlegern kam dies gut an: Der Börsenwert des Unternehmens stieg zeitweise auf rund 1,6 Milliarden Dollar.


Bild: Energy Vault

Der Prototyp soll noch einmal weiterentwickelt werden

Doch inzwischen ist die Euphorie weitgehend verflogen. Dies zeigt sich auch am Aktienkurs: Heute liegt die Bewertung lediglich noch bei weniger als 500 Millionen Euro. Außerdem haben nun verschiedene Leerverkäufer die Firma ins Visier genommen. Diese wetten auf einen fallenden Aktienkurs und arbeiten auch aktiv auf dieses Ziel hin. Es ist daher nicht besonders verwunderlich, dass sie eher kritische Analysen veröffentlichen. Tatsächlich mehren sich bei Energy Vault zuletzt allerdings die Fragezeichen. Zum einen ist der eingangs erwähnte Prototyp wieder abgebaut wurden. Den Angaben des Unternehmens zufolge wird an einer verbesserten Version namens EVx gearbeitet. Trotzdem stellt sich die Frage, weshalb der Prototyp nicht weiter genutzt wurde, wenn die Tests so erfolgreich waren wie propagiert. Hinzu kommen einige Pressemitteilungen, die etwas sehr forsch formuliert waren. So wurde über eine Kooperation mit einem riesigen australischen Solarkraftwerk berichtet. Unerwähnt blieb allerdings, dass sich das Projekt noch in der Planungsphase befindet.

Die Umsatzprognosen erscheinen ambitioniert

Außerdem wurde die US-Firma DG Fuels als potenzieller Kunde präsentiert. Diese will in die Produktion von klimaneutralen Flugzeugtreibstoffen einsteigen. Bisher hat die Firma allerdings nur wenige Mitarbeiter und agiert eher wie eine Firmenhülle. Ob die getroffene Vereinbarung daher tatsächlich – wie von beiden Unternehmen kommuniziert – ein Umsatzpotenzial von bis zu 520 Millionen Dollar mit sich bringt, kann daher durchaus bezweifelt werden. Dann aber stellt sich die Frage, wie Energy Vault schon in drei Jahren auf Erlöse von zwei Milliarden Dollar kommen möchte. Genau dies wurde aber offiziell als Ziel ausgegeben. Einige Shortseller säten zudem auch Zweifel an der Eignung der Führungskräfte und verwiesen dabei auf vergangene Stationen. Handfestes Fehlverhalten konnte aber keinem der Beteiligten bisher nachgewiesen werden. Es bleibt daher wohl nur abzuwarten, ob es dem Unternehmen tatsächlich gelingt, aus der vielversprechenden Idee ein erfolgreiches Geschäft zu machen. Für die Energiewende weltweit wäre dies eine gute Sache.


Via: Handelsblatt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.