Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri gibt jährlich einen Bericht heraus, in dem die aktuelle Situation in Sachen Atomwaffen näher beleuchtet wird. In diesem Jahr konnten die Forscher eigentlich eine positive Entwicklung verkünden. Denn die Zahl der Atombomben ist weltweit zurückgegangen. So sank der Bestand der acht bekannten Atommächte – Russland, die USA, Frankreich, Großbritannien, China, Indien, Pakistan und Israel – auf nur noch 13.400 Atomwaffen. Im vergangenen Jahr lag der Wert noch um 465 Exemplare höher. Verantwortlich für diesen Rückgang sind demnach vor allem Russland und die Vereinigten Staaten. Beide Länder sortierten alte Atomwaffen aus und verschrotteten diese. Trotzdem befindet sich noch der weit überwiegende Teil des weltweiten Arsenals in den Händen dieser beiden Staaten: Russland verfügt über 6.375 Atomsprengköpfe. Die USA kommen auf 5.800.


Bild: Antônio Milena (ABr) / CC BY 3.0 BR (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en)

Atomwaffen haben wieder an Bedeutung gewonnen

Schon diese Zahlen zeigen, dass die Gefahr von Atomwaffen keineswegs gebannt ist. Der Bericht der Friedensforscher fällt dementsprechend pessimistisch aus. Denn die Verschrottung alter Atomwaffen ist vor allem auf eine Modernisierung der Bestände zurückzuführen. Mit anderen Worten: Sie werden durch neue und noch gefährlichere Atomsprengköpfe ersetzt. Sowohl Russland als auch die USA haben entsprechende Programme in die Wege geleitet. Dazu passt auch, dass das Atomarsenal in den Planungen der Militärs wieder an Bedeutung gewonnen hat. Die schwedischen Forscher befürchten daher, dass diese Konstellation über kurz oder lang zu einem neuen atomaren Wettrüsten führen könnte. Anders als im Kalten Krieg könnten sich diesmal zudem noch weitere Staaten beteiligen. So erweitert und modernisiert China ebenfalls die eigenen Atomwaffen. Indien wiederum konkurriert mit China um die Vorherrschaft in Asien und könnte sich dadurch ebenfalls zur Aufrüstung veranlasst sehen.

Fehlende Transparenz kann zum Problem werden

Verkompliziert wird die Situation durch die Tatsache, dass die internationale Rüstungskontrolle in den letzten Jahren schwere Rückschläge hinnehmen musste. So verstieß Russland nachweislich gegen einige Vereinbarungen. US-Präsident Donald Trump wiederum kündigte sogar einige Verträge. Weil die Beziehungen zwischen Russland, China und den USA aktuell zudem alles andere als gut sind, besteht wenig Hoffnung, dass neue Systeme der gegenseitigen Kontrolle etabliert werden können. Fehlende Transparenz beflügelt aber nicht nur das Wettrüsten, sondern auch die Gefahr eines tatsächlichen Einsatzes der Atomwaffen. Die Friedensforscher appellieren daher an die Weltgemeinschaft, sich hier wieder stärker zu engagieren. Der Jahresbericht stützt sich auf öffentlich zugängliche Quellen, Haushaltspläne der betroffenen Länder sowie offizielle Mitteilungen der Regierungen und Ministerien.


Via: SIPRI

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