Zahlreiche Bundesländer und Verkehrsverbünde sind auf der Suche nach klimaneutralen Alternativen zur klassischen Diesellok. Am einfachsten ist dies, wenn die Strecken mit Oberleitungen versehen sind. Denn dann kann der Zug direkt mit Strom versorgt werden. Wird dafür dann auch noch ausschließlich Ökostrom verwendet, verursacht die Zugfahrt keine zusätzlichen Emissionen. Auf den Fernverkehrsstrecken ist dieser Idealzustand – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – auch bereits realisiert worden. Zahlreiche regionale Strecken verfügen aber noch über keine Oberleitung. Hier wird aktuell mit verschiedenen alternativen Ansätzen experimentiert. In Niedersachsen beispielsweise werden Passagiere teilweise durch Züge mit Brennstoffzelle transportiert. Die Landesregierung in Baden-Württemberg wiederum hat ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, um die beste Alternative für die immerhin 16 nicht elektrifizierten Streckenabschnitte im Ländle zu finden. Das Ergebnis: Am besten eignet sich den Experten zufolge der Einsatz von Akku-Hybrid-Zügen.


Auch reine Akku-Züge wurden in den Blick genommen. Bild: Alstom

Neue Oberleitungen verschlingen viel Geld

Diese nutzen auf den meisten Fahrten ganz klassisch die Oberleitung. Dabei wird parallel aber auch der Akku geladen. Wenn dann ein Abschnitt ohne Oberleitung erreicht wird, kann die gespeicherte Energie für den Antrieb genutzt werden. Der Vorteil des Systems liegt auf der Hand: Es werden keine Ladezeiten benötigt, sondern der Zug kann bei einer guten Streckenplanung mehr oder weniger rund um die Uhr eingesetzt werden. Außerdem wird keine zusätzliche Infrastruktur benötigt. Die denkbaren Alternativen fanden bei den Fachleuten hingegen deutlich weniger Anklang. So wird der weitere Ausbau von Oberleitungen als zu teuer und zu aufwändig verworfen. Grundsätzlich werden die Planungs- und Baukapazitäten der Bahn aktuell auch anderweitig dringend benötigt. Gegen Wasserstoff-Züge sprechen der Studie zufolge die hohen Preise für das begehrte Gas und die Tatsache, dass aktuell nicht ausreichend klimaneutraler grüner Wasserstoff zur Verfügung steht. Dies hängt auch damit zusammen, dass Wasserstoff nicht nur im Transportwesen, sondern auch für zahlreiche industrielle Prozesse benötigt wird.

Siemens und Alstom haben auch reine Akku-Züge im Angebot

Trotz dieser Nachteile setzen die Hersteller von Zügen auch weiterhin auf die Brennstoffzelle. Der französische Konzern Alstom bedient so sogar schon erste Strecken in Deutschland. Siemens hingegen will den neu entwickelten Mireo Plus H ab dem nächsten Jahr auf erste realistische Testfahrten schicken – interessanterweise unter anderem in Baden-Württemberg. Theoretisch muss sich die Landesregierung natürlich auch nicht an die Ergebnisse der selbst in Auftrag gegebenen Studie halten. Dass diese aber sehr offensiv und öffentlich kommuniziert wurden, spricht aber eher gegen diese Möglichkeit. Alternativ kommen zudem auch noch reine Akku-Züge in Betracht. Auch hier haben sowohl Siemens als auch Alstom bereits entsprechende Lösungen entwickelt. Hier müssten die Züge aber regelmäßig aufgeladen werden. Dafür vereinfacht sich aber die Streckenplanung. Denkbar wäre es auch, dass sich perspektivisch mehrere Alternativen an unterschiedlichen Standorten etablieren.


Via: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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