98 Prozent der Fernverkehrsstrecken der Deutschen Bahn verfügen schon heute über Oberleitungen. Die dort verkehrenden Züge werden vollständig mit Ökostrom betrieben. Zwischen Erfurt und Gera sowie Immenstadt und Oberstdorf fehlt diese Infrastruktur allerdings. Hier müssen Dieselloks für den Antrieb sorgen. Auch dann handelt es sich bei der Bahn noch um ein sehr klima- und umweltfreundliches Verkehrsmittel. Es werden aber eben mehr CO2-Emissionen verursacht als nötig. Eine Lösung für diese Problematik wäre es, die Strecken einfach entsprechend mit Oberleitungen nachzurüsten. Bei der Bahn hat man sich nun allerdings für eine andere Idee entschieden: Die Diesel-Loks sollen spätestens ab dem Jahr 2025 mit Biokraftstoffen betankt werden. Auf diese Weise soll dann der komplette Fernverkehr des Staatskonzerns vollständig klimaneutral ablaufen. Bei dieser Entscheidung handelt es sich allerdings um eine Art kommunikativen Drahtseilakt.


Im Nahverkehr gibt es noch große Lücken in Sachen Elektrifizierung

Denn der Konzern betont in seiner Mitteilung extra, dass die Kraftstoffe ausschließlich aus Bio-Abfällen gewonnen werden. So soll sichergestellt sein, dass keine landwirtschaftlich nutzbaren Flächen blockiert werden, um aus den dort angebauten Pflanzen Biodiesel zu machen. Gerade in Zeiten von stark steigenden Lebensmittelpreisen und einer drohenden globalen Nahrungsmittelkrise in Folge des Ukraine-Kriegs ist dies ein sensibles Thema. Gleichzeitig sorgt diese Einschränkung aber auch dafür, dass der Ansatz nicht einfach skaliert werden kann. So ist das Streckennetz der Bahn im Nahverkehr lediglich zu 61 Prozent elektrifiziert. Die allermeisten Dieselloks des Konzerns sind also auf diesen Routen im Einsatz. Theoretisch könnten auch hier Biokraftstoffe genutzt werden, um die Klimabilanz zu verbessern. Tatsächlich ist aber unklar, ob die benötigten Mengen wirklich nachhaltig und zu vertretbaren Kosten verfügbar wären.


Verschiedene Lösungsansätze werden getestet

In diesem Bereich setzt die Bahn daher auf mehrere Lösungsansätze. So sollen bis zum Jahr 2030 immerhin 75 Prozent der Strecken mit einer Oberleitung versehen worden sein. Hinzu kommen sogenannte Oberleitungsinseln. Hier wird nicht die gesamte Strecke mit Strom versorgt, sondern nur einzelne Abschnitte. Dort und an den Bahnhöfen sollen mit Batterien betriebene Züge aufgeladen werden, um dann den Rest der Strecke ohne den Einsatz fossiler Kraftstoffe befahren zu können. Die Hoffnung der Bahn ist, dass ein solcher Ansatz schneller und preisgünstiger realisiert werden kann, als eine vollständige Umrüstung. Gemeinsam mit Siemens testet der Staatskonzern zudem den Einsatz eines neu entwickelten Wasserstoff-Zugs. Auch hier sind allerdings jeweils nicht unerhebliche Investitionen in die Infrastruktur nötig. An Ideen mangelt es also nicht. Klar ist aber auch: Der Konzern wird ordentlich Geld in die Hand nehmen müssen, um das eigene Schienennetz noch nachhaltiger zu gestalten.

Via: FAZ

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