Die Übernahme des US-Konzerns Monsanto erwies sich bisher für die Bayer-Aktionäre als erhebliches Verlustgeschäft: Seit Bekanntgabe der Transaktion ist der Wert der Bayer-Aktie um fast fünfzig Prozent gefallen. Dies wiegt besonders schwer, weil der Markt insgesamt sich in diesem Zeitraum komplett in die andere Richtung entwickelte. Ein Grund für den massiven Kursverlust: Mit dem Kauf übernahm Bayer auch die Rechtsrisiken im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat. Dieser wird immer wieder mit Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht. Anfangs war Bayer optimistisch die juristischen Auseinandersetzungen in den Vereinigten Staaten erfolgreich gestalten zu können. Immerhin deutet die Mehrheit der bisher veröffentlichten Studien darauf hin, dass bei einem korrekten Einsatz des Mittels keine Gesundheitsgefährdung besteht. Doch die Bayer-Verantwortlichen haben das US-Justizsystem mit den Geschworenen falsch eingeschätzt. In zahlreichen Verfahren wurde der Konzern zu teils erheblichen Schadensersatzzahlungen verurteilt – und der Aktienkurs rauschte in den Keller.


Bild: Karen Eliot / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

Drei der Richter wurden noch von Donald Trump ernannt

Bayer versuchte daher zunächst einen Vergleich mit den Klägern zu schließen. Dies würde zwar auf der einen Seite viel Geld kosten: Experten gehen von einer Summe im zweistelligen Milliardenbereich aus. Auf der anderen Seite könnte das Thema so aber vergleichsweise schnell abgeschlossen werden. Doch die Verhandlungen mit den Klägern und dem zuständigen Richter gestalten sich komplizierter als erwartet. Deshalb hat sich der deutsche Konzern nun für einen gewagten Schritt entschieden: Er hat in einem Präzedenzfall den Supreme Court der Vereinigten Staaten angerufen. Die höchsten Richter des Landes sollen somit über die Streitfrage Glyphosat entscheiden. Der Konzern sieht dabei zwei Vorteile. Zum einen gibt es am Obersten Gerichtshof keine Geschworenen. Es handelt sich also um Berufsrichter, die im Idealfall mehr auf Fakten setzen und sich weniger von Emotionen leiten lassen. Außerdem wurden drei der Richter noch von US-Präsident Donald Trump ernannt und gelten als wirtschaftsfreundlich. Ganz ohne Risiko ist der Schritt für Bayer aber dennoch nicht.

In einem Präzedenzfall wurde gegen das Unternehmen entschieden

Denn zum einen muss zunächst einmal geschaut werden, ob der Supreme Court den Fall überhaupt als relevant genug ansieht, um über ihn zu entscheiden. Experten sehen die Chancen dafür als vergleichsweise gering an. Hinzu kommt: Bayer kann zwar darauf verweisen, dass die US-Umweltbehörde EPA Glyphosat für unbedenklich hält. Doch in einem ähnliche gelagerten Fall im Jahr 2005 entschied der Supreme Court gegen den US-Chemiekonzern Dow Chemical Company. Zwar hat sich die Besetzung des Gerichts seitdem maßgeblich geändert. Doch traditionell vermeidet es der Supreme Court vergleichsweise junge Entscheidungen zu widerrufen. Sollten die Richter den Fall also doch annehmen, besteht eine durchaus reale Gefahr, dass Bayer auch hier den Kürzeren zieht. Damit wären die Verfehlungen des Konzerns gewissermaßen höchstrichterlich bestätigt. Die Verhandlungen über einen Vergleich fänden dann unter ungleich schwereren Bedingungen statt. Es sieht also nicht so aus, als ob die Bayer-Aktionäre das Thema Glyphosat bald zu den Akten legen könnten.


Via: Wiwo

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