Forscher der Universität Halle-Wittenberg haben ein interessantes Phänomen in unseren Wäldern untersucht. So gibt es hier einen vermeintlichen Widerspruch zwischen der Makro- und der Mikroebene. Vereinfacht ausgedrückt: Während bei globaler Betrachtung die Vielfalt an Pflanzen massiv abnimmt, reduziert sich die Artenvielfalt auf lokaler Ebene oftmals gar nicht. Die Forscher untersuchten daher die Daten von 68 europäischen Standorten in Bezug auf die sogenannte „Krautschicht“. Dort wachsen neben den namensgebenden krautigen Pflanzen auch Gräser, Sträucher und Jungpflanzen. Die Schicht spielt innerhalb des Ökosystems eine wichtige Rolle – unter anderem weil sie als Nahrungsquelle für Wild dient. Nun stellten die Forscher auch hier fest: Betrachtet man die einzelnen Daten ist jeweils durchaus noch eine hohe Artenvielfalt zu beobachten.


Foto: Forrest, Simon Gehrig, Flickr, CC BY-SA 2.0

Neue Pflanzenarten siedeln sich an

Aufgelöst wird der vermeintliche Widerspruch allerdings, wenn man in der Zeitleiste etwas zurückgeht. Dann nämlich wird deutlich, dass in fast allen Gebieten die eigentlich einheimischen Pflanzen zurückgedrängt wurden. Stattdessen haben sich großflächig neue Pflanzen angesiedelt – und zwar überall die selben. Dies erklärt, weshalb es lokal keinen Rückgang der Pflanzenvielfalt gibt. Denn alte Pflanzenarten wurden lediglich durch neue ersetzt. Die Anzahl der unterschiedlichen Arten veränderte sich aber nicht signifikant. Gleichzeitig wird aber auch klar, warum es auf europäischer Ebene sehr wohl eine Reduktion zu verzeichnen gibt. Denn es siedelten sich überall die gleichen neuen Arten an. Dies wiederum spricht dafür, dass es eine gemeinsame Ursache für dieses Phänomen gibt. Tatsächlich haben die Forscher hier eine Erklärung gefunden.

Die Landwirtschaft ist für den Stickstoff-Überschuss verantwortlich

Denn sie fanden heraus, dass vor allem einheimische Arten verschwanden, die sehr effizient Stickstoff verwerten können. Stattdessen siedelten sich neue Pflanzen an, die einen deutlich höheren Stickstoff-Bedarf haben. Für die Wissenschaftler steht dadurch fest: Der Wechsel in der Struktur der Krautschicht ist vor allem darauf zurückzuführen, dass für die Pflanzen heute mehr Stickstoff zur Verfügung steht als in der Vergangenheit. Dies deckt sich mit Erkenntnissen der Europäischen Umweltagentur EEA. Die Experten dort weisen schon seit längerem darauf hin, dass die intensive Landwirtschaft zu viel Stickstoff in die lokalen Ökosysteme einbringt. Nun konnte erstmals nachgewiesen werden, dass dadurch die Verdrängung einheimischer Pflanzenarten durch Allerweltspflanzen beschleunigt wird – was wiederum die Artenvielfalt insgesamt reduziert.


Via: Uni Halle

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