Die Eurozone ist mit inzwischen zwanzig Mitgliedern die weltweit größte Währungsunion. Sie ist aber keinesfalls die einzige. So gibt es etwa in der Karibik mit dem Ostkaribischen Dollar ebenfalls eine gemeinsame Währung für mehrere Länder. Auch in Afrika gibt es aus historischen Gründen einige echte Währungsunionen. Die Pläne dort gehen aber noch deutlich weiter. So wurde bereits im Jahr 1991 der Abuja-Vertrag unterschrieben. Dieser sieht die Schaffung einer gemeinsamen afrikanischen Währung namens Afro bis zum Jahr 2028 vor. Aktuell ist aber unklar, ob dieser Zeitplan tatsächlich eingehalten werden kann. Aus Südamerika wird nun allerdings ebenfalls ein spannendes Projekt bekannt. Dort wollen mit Brasilien und Argentinien die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte des Kontinents den Aufbau einer gemeinsamen Währung prüfen. Dies soll während eines Staatsbesuchs des brasilianischen Präsidenten Lula im Nachbarland offiziell beschlossen werden.


Bild: Sandro, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Später könnten sich weitere Länder anschließen

Ein Namen für die gemeinsame Währung wurde ebenfalls bereits kolportiert: Sie soll sur heißen und damit den Süden im Namen tragen. Später bestünde dann die Möglichkeit, dass sich weitere südamerikanische Staaten der Währungsunion anschließen und so ein gemeinsamer Währungsraum auf dem Kontinent entsteht. Um die ohnehin komplexen Verhandlungen aber nicht weiter zu verkomplizieren, wollen Argentinien und Brasilien das Projekt zunächst unilateral vorantreiben. Auch dies dürfte schon schwierig genug sein. Denn die Idee ist nicht ganz neu. Vielmehr wurde der Vorschlag auch im Jahr 2019 schon einmal diskutiert. Damals war es vor allem die brasilianische Zentralbank, die massive Einwände erhob. Angesichts der enorm hohen argentinischen Inflationszahlen in den letzten Jahren, scheinen diese auch nicht ganz unbegründet gewesen zu sein. Ob es diesmal gelingt, hier eine Lösung zu finden, mit der beide Partnerländer leben können, bleibt abzuwarten.

Die Abhängigkeit vom US-Dollar soll so reduziert werden

Zumindest in der Theorie brächte eine solche Währungsunion aber auch einige Vorteile mit sich. So würde sich der Handel zwischen den beiden Staaten deutlich vereinfachen, weil das Wechselkursrisiko wegfällt. Außerdem erhoffen sich die beiden Regierungen, durch eine gemeinsame Währung die Abhängigkeit vom amerikanischen US-Dollar zu reduzieren. Dies würde insbesondere in der Wirtschafts- und Finanzpolitik den Spielraum erhöhen. Dies gilt allerdings nur, wenn die Währung dann auch ein Erfolg wird. Ähnlich wie im Euroraum dürfte bei der Diskussion vor allem die Frage im Mittelpunkt stehen, wer zukünftig die Kontrolle über währungspolitische Themen besitzt. In Europa wurde versucht, die Europäische Zentralbank möglichst unabhängig von den Regierungen zu etablieren. Inwieweit dies wirklich gelungen ist, ist allerdings umstritten. Welche Lösung in Südamerika angestrebt wird, ist bisher nicht bekannt. Durchaus möglich, dass die beiden Regierungen hier aber unterschiedliche Vorstellungen haben.


Via: FT

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