Erschreckende Zahlen aus Malawi: Etwa 42 Prozent aller Mädchen sind vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, und das, obwohl das gesetzliche Heiratsalter bei 18 Jahren liegt. Beinahe 46 Prozent von ihnen verlassen die Schule, bevor sie neun geworden sind! Während der Corona-Pandemie stieg die Schwangerschaftsrate der Teenager kräftig an, derzeit sind mehr als 57 Prozent der 15- bis 19-jährigen Mädchen schon Mutter – und 63,5 Prozent bekommen bald ihr Baby. Von Geschlechtergerechtigkeit kann kaum eine Rede sein, aufgrund der schlechten finanziellen Situation steht den meisten Mädchen keine ordnungsgemäße Schulbildung zur Verfügung. Wenn arme Familien sich entscheiden müssen, schicken sie eher die Jungs auf die Schulbank.


Viele Mädchen in Malawi haben selbst schon Kinder

»The Mother’s Group« hält die Gemeinden im Auge

In diesem Umfeld blühen die Zwangsehen, denen Theresa Kachindamoto die Stirn bietet. Als die 60-Jährige selbst noch jung war, sorgte ihr Vater dafür, dass sie die Schule und ein anschließendes Studium abschließen konnte. Er war damals Chief des Dedza-Distrikts in Zentralmalawi. 2003 übernahm sie seinen Job, nachdem sie viele Jahre lang einer Bürotätigkeit in einem College nachgegangen war. In ihrer politischen Funktion baute sie ein Informantinnen-Netzwerk aus, das sich »The Mother’s Group« nennt. Die dort tägigen Frauen werfen unauffällig einen Blick auf die 545 Gemeinden im Distrikt und warnen, wenn sich eine Kinderheirat anbahnt oder eine im Verborgenen geschlossen wurde.

Die Terminatorin beendete selbst 840 Kinderehen

3.500 Mädchen gelangten mit Hilfe dieses Systems in die Freiheit und konnten ihre Schulausbildung fortsetzen. 840 Ehen annullierte die Terminatorin höchstpersönlich. 2015 gelang es der tapferen Frau, im malawischen Parlament ein Gesetz durchzubringen, dass das Mindestalter der Eheschließung auf 18 Jahre erhöht. Am liebsten wären Kachindamoto aber 21 Jahre, damit die Mädchen im Land genug Zeit für eine solide Ausbildung haben. Außerdem wünscht sie sich College-Stipendien für begabte junge Frauen, die ihr volles Potenzial ausschöpfen möchten. Zeitweise investiert die engagierte Politikerin sogar eigenes Geld, damit Mädchen aus armen Familien eine solide Ausbildung erhalten.


Auf Dauer wünscht sich Kachindamoto ein Ende ihrer »Flickarbeit«. Sie möchte die Verhaltensweisen im Land komplett verändern und die Kinderheirat vollständig zum Erliegen bringen. Doch das braucht Zeit und unermüdliche Arbeit.

Quelle: goodnews-magazin.de

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