In den letzten Jahrzehnten hat die Krebsforschung enorme Fortschritte erzielt. In vielen Fällen kommen die Patienten aber nicht um eine Chemotherapie herum. Diese stellt wegen der oftmals massiven Nebenwirkungen eine enorme Belastung dar. Verantwortlich dafür ist die Tatsache, dass die eingesetzten Zellgifte zwar die Krebszellen angreifen, aber eben auch teilweise gesunde Zellen. Dies führt zu einer allgemeinen Schwächung des Patienten sowie zu Nebenwirkungen wie Haarausfall und Durchfall. Das Münchener Startup Tubulis will an diesem Punkt für Linderung sorgen. Die Mitarbeiter des Unternehmens forschen daher an sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten. Die Idee dahinter ist schnell erklärt: Das Chemotherapeutikum soll an einen Antikörper gebunden werden, der dann bis zu den Krebszellen vordringt und erst dort das Zellgift gezielt freisetzt. In der Theorie sollen dadurch deutlich weniger gesunde Zellen angegriffen werden. Im Idealfall würde sich so die Heftigkeit der Nebenwirkungen massiv reduzieren. In der Praxis gilt es aber zwei Probleme zu lösen.


Bild: Tubulis

Die Forscher haben zwei wichtige Fortschritte erzielt

Zum einen muss eine stabile Verbindung zwischen Antikörper und Chemotherapeutikum geschaffen werden. Hier haben die Forscher in München eine neue Technik entwickelt, bei der die beiden Teile gewissermaßen miteinander verklebt werden. Dadurch ist es den Angaben des Unternehmens zufolge möglich, besonders stabile Antikörper-Wirkstoff-Konjugate zu produzieren. Die zweite Herausforderung besteht dann darin, dafür zu sorgen, dass das Zellgift auch wirklich erst am Ziel freigesetzt wird. Andernfalls würden die Vorteile der neuen Behandlungsmethode verloren gehen. Auch hier ist das Unternehmen überzeugt, wichtige Fortschritte erzielt zu haben. Insgesamt hat Tubulis inzwischen drei Wirkstoffkandidaten näher erforscht. Einer davon soll bei der Behandlung von Lymphdrüsenkrebs zum Einsatz kommen. Die anderen beiden könnten sogenannte solide Tumore bekämpfen. Noch allerdings befinden sich die jeweiligen Studien in der präklinischen Phase. Möglichst zeitnah sollen die Wirkstoffe aber auch bei Menschen erprobt werden. Deshalb hat sich die Firma jetzt noch einmal eine Finanzierung gesichert.

Studien mit menschlichen Probanden sollen bald beginnen

Insgesamt stellten Investoren rund sechzig Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld soll nun zunächst verwendet werden, um die Zahl der Mitarbeiter zu erhöhen. Dadurch soll dann auch die nötige Expertise aufgebaut werden, um die weitergehenden Studien durchführen zu können. Erst danach wird man final beurteilen können, ob die von den Tubulis-Forschern verfolgten Ansätze tatsächlich einen Fortschritt bei der Krebsbekämpfung darstellen. Grundsätzlich ist die Thematik aber extrem vielversprechend und wird dementsprechend auch von zahlreichen Unternehmen weltweit erforscht. Die großen Pharmakonzerne Roche und Daiichi Sankyo haben sogar schon entsprechende Medikamente auf den Markt gebracht. Diese kommen bei der Behandlung von fortgeschrittenem oder metastierendem Brustkrebs zum Einsatz. Bei anderen Krebsarten kommen Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten hingegen noch nicht regelmäßig zum Einsatz. Die Forschungsarbeit von Tubulis könnte dazu beitragen, dies zukünftig zu ändern.


Via: Handelsblatt

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