Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist in Nordafrika noch immer ein großes Problem. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Menschenrecht, das auch in den Millenniumszielen der Vereinten Nationen verbrieft ist. Trotzdem fehlt der sichere Zugang in Marokko, Tunesien und Algerien jeweils bei mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Fehlendes oder verschmutztes Trinkwasser sorgt so nicht nur für Durst, sondern auch für die Verbreitung von Krankheiten. Marokkanische Ingenieure wollten diesen Zustand nicht länger dulden und haben daher einen Trinkwasser-Generator namens Kumulus entwickelt. Dessen Name stammt von einer bestimmten Wolkenform, was einen ersten Hinweis auf die Form der Wassergewinnung gibt. Denn der Generator nutzt die reichlich vorhandene Energie der Sonne, um Trinkwasser direkt aus der Luft zu filtern. Es handelt sich somit um ein völlig autarkes System, das ohne zusätzliche Infrastruktur auskommt.


Bild: Zouhair Ben Jannet / Kumulus

Die Maschine ahmt die Entstehung des Morgentaus nach

Das grundlegende Prinzip haben die Ingenieure sich in der Natur abgeschaut. Als Vorbild diente die Entstehung von Morgentau. Zunächst wird die Luft aber angesaugt und durch einen Filter geleitet. Dieser soll Schadstoffe entfernen und so dafür sorgen, dass auch das Wasser später genießbar ist. Anschließend wird die Luft mithilfe der Solarenergie so weit heruntergekühlt, dass sich Tau bildet. Dieser Effekt ist vergleichbar mit dem Kondenswasser, das in Klimaanlagen entsteht und dort meist ungenutzt verloren geht. Im Fall des Kumulus-Generators wird das Wasser aber in einem Behälter gesammelt, mineralisiert und kann dann von dort abgezapft werden. Den Angaben der Entwickler zufolge können auf diese Weise pro Tag zwischen zwanzig und dreißig Litern Trinkwasser gewonnen werden. Ein erstes Exemplar wurde in einer tunesischen Schule installiert und soll dort die sichere Versorgung der Schüler mit sauberem Trinkwasser gewährleisten.

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Der Ansatz könnte auch in anderen Weltgegenden helfen

Die Pläne der Entwickler gehen aber noch weit darüber hinaus. Denn der große Vorteil des System ist es, dass es sich vergleichsweise einfach transportieren lässt. Theoretisch ließen sich solche Anlagen daher weltweit in Regionen etablieren, die über eine gewisse Luftfeuchtigkeit verfügen, in denen aber keine sichere Trinkwasserversorgung existiert. Auch die nötige Wartung kann jeweils vor Ort durchgeführt werden. Ganz umsonst lassen sich die Anlagen allerdings auch nicht errichten. Es wird daher nach Geldgebern gesucht, um eine großflächige Verbreitung zu ermöglichen. Ganz neu ist die Idee, Trinkwasser aus der Luft zu gewinnen, allerdings nicht. Die bisher existierenden Ansätze sind aber zumeist deutlich größer und können nicht so dezentral eingesetzt werden. Forscher am MIT haben zudem ein Gerät entwickelt, das selbst in der Wüste für Frischwasser sorgen soll. Hier ist der Output mit rund 2,8 Litern in zwölf Stunden aber deutlich geringer.

Via: Designboom

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