Weite Teile Deutschlands werden aktuell von einer Kältewelle überrollt. Oftmals fallen die Temperaturen nachts bis in den zweistelligen Minusbereich. Große Schneemassen sorgen zudem für ein erhebliches Verkehrschaos. Am härtesten betroffen sind aber vermutlich Personen ohne eigenen Wohnsitz. Denn irgendwann schützt auch der dickste Schlafsack nicht mehr vor der Kälte. Die Städte und Gemeinden haben daher schon seit vielen Jahren Notangebote etabliert. So gibt es zumeist Übernachtungsheime, die zumindest in der Nacht Schutz vor der Kälte bieten. Allerdings wollen oder können nicht alle Obdachlosen diese Angebote annehmen. In Ulm wurde daher ein völlig neues Konzept etabliert: Die Ulmer Nester. Dabei handelt es sich um mobile Schlafboxen, die dezentral aufgestellt wurden und ohne jegliche Formalitäten genutzt werden können.


Bild: Ulmer Nest

Ein Mitarbeiter der Caritas sucht das Gespräch

Den Angaben des Entwicklers zufolge schützen die Boxen vor den kalten Temperaturen ebenso wie vor Wind und Nässe. Es handelt sich allerdings lediglich um eine Notzuflucht. So lässt sich die Eingangsklappe tagsüber schlicht nicht öffnen. Außerdem ist diese mit einem Bewegungssensor versehen. Es kann also überwacht werden, ob jemand in einem der Ulmer Nester übernachtet. Ist dies der Fall, macht sich am nächsten Morgen ein Mitarbeiter der Caritas auf den Weg und sucht das Gespräch mit dem Obdachlosen. Hier soll auch noch einmal explizit auf die weiteren Hilfsangebote der Stadt hingewiesen werden. Außerdem überprüft der Mitarbeiter den aktuellen Zustand der Schlafbox und kann gegebenenfalls Aufträge an Partnerfirmen erteilen – etwa um Dinge zu reparieren oder eine Reinigung durchführen zu lassen. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass das schützende Nest auch am nächsten Abend wieder zur Verfügung steht.

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Der Schutz vor dem Erfrieren ist nur der erste Schritt

Erstmals eingesetzt wurden die Ulmer Nester im vergangenen Winter. Anschließend wurden die warmen Jahreszeiten genutzt, um Rückmeldungen auszuwerten und kleinere Verbesserungen vorzunehmen. Nun sind sie wieder im Einsatz. Gedacht sind sie vor allem für Personen, die sonst durch das Raster der sonstigen Hilfsangebote fallen. Die Rückmeldung der Obdachlosen fällt in der Regel sehr positiv aus. Aus Sicht der Stadt Ulm besonders interessant: Einige der Personen, die auf die Notfallbox zurückgreifen mussten, berichteten, dass ihnen das regelmäßige Gespräch am Morgen und die feste Öffnungszeit am Abend eine gewisse Struktur in den Tag brachten. Dies wiederum kann den betroffenen Personen helfen, dann später auch weitere Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Denn die Ulmer Nester sind Teil der Erfrierungsschutzes. Das finale Ziel bleibt weiterhin, den Menschen das Leben in einer eigenen Wohnung zu ermöglichen.

Via: Ulmer Nest

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