Von draußen dringt der Straßenlärm durch die Wand, von nebenan sorgen die Nachbarn für Unruhe: In den eigenen vier Wänden Ruhe und Frieden zu finden, fällt nicht immer leicht. Eine zusätzliche Schalldämmung, die den Lärm effektiv schluckt, ist aufwändig und nimmt vor allem zu viel Raum in Anspruch. Außerdem: Was hält die Straßengeräusche genauso zuverlässig fern wie die das Rumpeln und Streiten der Nachbarn? Eine Erfindung aus der Schweiz bietet sich als Lösung an. Lärm stört! Viermal dünner als vergleichbare Absorber Schweizer Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA) in Dübendorf arbeiten an einem ultradünnen, schalldämpfenden Material, das nicht nur effektiv gegen Verkehrslärm hilft. Es ist viermal dünner als vergleichbare Absorber aus dem Bauwesen und lässt sich auf bestimmte Frequenzbereiche abstimmen, für eine zielgerichtete Wirkung. Schließlich macht es einen Unterschied, ob vor deiner Haustür Lastwagen vorbeibrummen, Kinder auf dem Spielplatz quietschen oder eine Fabrik Montagegeräusche emittiert. Ganz zu schweigen vom Möbelrücken in der Wohnung über dir und den Streitgesprächen von unten. Unterschiedliche Porenstruktur verschiedener Schichten Das neue Material hat noch keinen Namen, es besteht hauptsächlich aus Gips- und Zementschaum. Das allein ist noch nicht spektakulär, auf die Porenanordnung kommt es an! Mehrere übereinanderliegende, sehr dünne Schichten mit unterschiedlicher Porenstruktur zwingen die Luftpartikel, einen längeren Weg hinein und wieder hinaus zu nehmen. Akustisch entsteht der Eindruck eines deutlich dickeren Absorbers, so erklärt es der EMPA-Forscher Bart Van Damme. Mithilfe eines numerischen Modells lässt sich das Lärmdämm-Verhalten des gesamten Materials gezielt variieren, und zwar über die Schichtstruktur und die Art der Perforation. Praxistest an Einfahrt bestanden Ein Praxistest erfolgte mit 5,5 cm dünnen Platten in einer 12 qm großen Einfahrt in Zürich. Auf der einen Seite des Tunnels liegt eine öffentliche Straße, auf der anderen Seite ein Innenhof. Die Paneele trugen dazu bei, den Verkehrslärm um 4 Dezibel zu reduzieren, und das in einem nicht geschlossen Raum. Sie dämpften vor allem den Lärm der Fahrzeuge, die sich der Einfahrt näherten oder sie verließen. Mit dem Material ließe sich das Schallverhalten unterschiedlicher Räume wie Büros, Treppenhäuser, Klassenzimmer und Hallen zielgerichtet anpassen. Es ist feuerfest, recycelbar und witterungsbeständig – alles ein »Muss«, um den baurechtlichen Bestimmungen zu entsprechen. In den hohen Frequenzbereichen gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf, da funktioniert Steinwolle noch immer besser. Auch kostet die manuelle Herstellung noch zu viel Zeit (und Geld), doch auch für die maschinelle Produktion findet sich bestimmt noch eine Lösung. Quelle: newatlas.com Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter