Die Bahn gilt gemeinhin als besonders klimafreundliches Transportmittel. Das ist auch nicht falsch. Doch es gibt auch noch Potenzial für Verbesserungen. Dies sieht der Staatskonzern auch so und hat deshalb angekündigt, bis zum Jahr 2040 vollkommen klimaneutral werden zu wollen. Dazu gehört zum einen, dass ausschließlich Ökostrom in die Oberleitungen eingespeist wird. Dies ist etwa in den Niederlanden schon seit einigen Jahren der Fall. In Deutschland liegt der Wert hingegen bei etwas über sechzig Prozent. Verbesserungen in diesem Punkt sollten aber vergleichsweise einfach zu erreichen sein. Schwieriger ist die zweite Problematik. Denn im Regionalverkehr sind viele Strecken noch nicht elektrifiziert. Bisher kommen hier Dieselloks zum Einsatz. Die Elektrifizierung der entsprechenden Streckenabschnitte wäre sehr aufwändig und teuer. Die Bahn setzt daher nun auf einen anderen Ansatz: Die Dieselloks sollen so umgerüstet werden, dass sie zukünftig mit klimafreundlichem Ammoniak betankt werden können.


Ammoniak diente in der Geschichte auch schon als Treibstoff

Eine entsprechende Absichtserklärung hat der Konzern nun gemeinsam mit dem australischen Energieunternehmen Fortescue Future Industries unterzeichnet. Grundsätzlich ist die Vorgehensweise auch schon technisch erprobt. Benötigt wird ein sogenannter Cracker, der einen Teil des Ammoniaks aufspaltet und so Wasserstoff gewinnt. Anschließend wird das Gemisch in den Motor geleitet und sorgt dort für die gewünschte Zündung. Ganz neu ist die Idee zudem nicht: Im Zweiten Weltkrieg etwa wurden Busse in Belgien mit Ammoniak betankt. Aktuell hat unter anderem die spezialisierte Firma Ammonigy ein Sportboot mit einem Ammoniak-Wasserstoff-Motor versehen, um die Funktionsfähigkeit des Antriebs zu demonstrieren. Gegenüber reinem Wasserstoff hat Ammoniak den Vorteil, dass er sich leichter transportieren lässt. Denn schon bei minus 33 Grad wird der Stoff flüssig. Bei Wasserstoff werden hingegen minus 233 Grad oder spezielle Drucktanks benötigt. Es wird daher schon länger darüber diskutiert, ob man grünen Wasserstoff nicht am besten in Form von Ammoniak transportiert.


Zwei große Probleme müssen noch gelöst werden

So interessant eine Umrüstung der Dieselloks auf einen Ammoniak-Wasserstoff-Antrieb auch sein mag, gilt es doch zunächst noch zwei Probleme zu lösen. Zum einen muss die neue Antriebsart zertifiziert und genehmigt werden. Dies ist bei ganz neuen Ansätzen in der Regel ein sehr zeitaufwändiger Prozess. Zumal noch einige offene Fragen zu klären sind. Etwa die nach einer möglichen Abgasreinigung, weil sonst klimaschädliches Lachgas freigesetzt werden könnte. Hinzu kommt: Aktuell gibt es weltweit schlicht nicht genug grünen Wasserstoff – und damit auch nicht ausreichend grünen Ammoniak. Denn der Rohstoff wird zwar auch in der Industrie benötigt. Hier wird für die Herstellung aber in aller Regel Erdgas verbrannt. Klimafreundlich ist der Einsatz aber nur, wenn Erneuerbare Energien verwendet werden. Weltweit gibt es zwar bereits zahlreiche Projekte, die genau dies ermöglichen sollen. Diese befinden sich aber noch im Anfangsstadium und können die globale Nachfrage aktuell nicht decken.

Via: Die Zeit

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