Die allermeisten Züge in Deutschland verkehren auf Strecken mit elektrischer Oberleitung. Hier hat es die Bahn vergleichsweise einfach, die eigenen Klimaziele zu erreichen: Wenn zu einhundert Prozent Ökostrom eingekauft wird, verlaufen die einzelnen Zugfahrten weitgehend klimaneutral. Bei immerhin rund zehn Prozent der Güterverkehrs- und dreißig Prozent der Nahverkehrsstrecken fehlt die Oberleitung aber. Hier muss das Unternehmen notgedrungen Dieselloks einsetzen. Zukünftig soll sich dies aber ändern: Ab dem Jahr 2040 will die Bahn komplett auf den Einsatz von klassischem Diesel verzichten. Möglich wäre dies zum einen durch eine vollständige Elektrifizierung des Streckennetzes. Teilweise wird dies auch bereits gemacht. Die dafür notwendigen Bauarbeiten sind aber aufwändig und teuer. Als Alternative sollen daher für Strecken ohne Oberleitung zukünftig nur noch Loks mit eigenem Batterie- oder Wasserstoffantrieb angeschafft werden. Die bisher genutzten Dieselloks können aber nicht einfach verschrottet werden.


Foto: LVT771 at de.wikipedia (Own work) [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Bisher ist der Biodiesel aus Abfällen schlicht zu teuer

Stattdessen werden sie teilweise noch jahrzehntelang im Einsatz sein. Auch hier haben die Bahn-Manager sich eine Lösung überlegt: Sie setzen auf die Nutzung von sogenannten Biokraftstoffen. Diese werden aus Rest- und Abfallstoffen der Lebensmittelproduktion hergestellt und können die Emissionen immerhin um rund neunzig Prozent reduzieren. Der große Vorteil: Der Biodiesel kann von den Loks verwendet werden, ohne dass eine Umrüstung nötig ist. Wer sich nun fragt, warum dann nicht längst nachhaltiger Biodiesel genutzt wird, stößt zum Kern des Problems: Dieser ist bisher deutlich zu teuer. Denn das Produktionsverfahren ist sehr energieintensiv. Außerdem wurden bisher nur kleinere Anlagen realisiert, bei denen noch keine Skaleneffekte genutzt werden konnten. Der Autobauer Porsche beispielsweise hat eine Produktionsanlage in Chile errichtet, um Sportwagenfahrer mit nachhaltigem Diesel zu versorgen. Dort kann preisgünstiger Solarstrom genutzt werden. Dennoch liegen die Kosten bei rund zehn Euro pro Liter.

Größere Produktionsanlagen sorgen für sinkende Kosten

Dies dürfte selbst vielen Porsche-Fahrern deutlich zu viel sein. Grundsätzlich halten es die Porsche-Ingenieure aber für möglich, Biodiesel zu Preisen von rund zwei Euro pro Liter herzustellen. Dafür aber müsste die Nachfrage stark ansteigen, so dass sich große Investitionsvorhaben realisieren lassen. Auf der anderen Seite verhalten sich viele potenzielle Abnehmer noch eher abwartend, weil bisher nur sehr wenig und sehr teurer Biodiesel erhältlich ist. Hier könnte die Deutsche Bahn nun eine wichtige Rolle spielen. Denn wenn der Konzern das Thema tatsächlich ernsthaft angeht, könnte er langfristige Lieferverträge abschließen und so den Produzenten die benötigte Planungssicherheit geben. Die Folge: Es käme deutlich mehr günstiger Biodiesel auf den Markt. Damit könnten dann nicht nur Dieselloks, sondern beispielsweise auch Lastwagen betankt werden. Die Biokraftstoffe könnten so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dies gilt besonders dann, wenn auch Airlines das Thema mit vorantreiben.


Via: Der Spiegel

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