Die Hollandtomaten genießen bei vielen Verbrauchern noch immer einen schlechten Ruf. Schließlich sei das Gemüse aus dem Gewächshaus unserer Nachbarn alles andere als geschmacksintensiv und wird eher als wässrig und geschmacklos betitelt. Zudem verwenden die Holländer in ihren umweltschädlichen Gewächshäusern auch noch krank machende Pestizide für die Schädlingsbekämpfung, heißt es weiter. Dass diese Ansichten jedoch seit einigen Jahren bereits überholt sind und auch nicht mehr ansatzweise zutreffen, beweisen die modernen Tomaten-Bauern aus Holland. Statt Pestiziden kommen natürliche Schädlingsbekämpfer, wie etwa die Gallmücke oder die Schlupfwespe, zum Einsatz. Die Bestäubung übernehmen Hummeln und gegen die gefürchtete weiße Fliege weiß man sich mit gelben Klebebändern, die zwischen den Pflanzen gespannt werden, zu helfen. Die Gewächshäuser sind umweltfreundlich und erzeugen sogar Strom.

Die Mythen der Hollandtomaten

Holland ist nach wie vor der weltweit größte Produzent und Lieferant von Tomaten. Das Sortenspektrum ist dabei vielfältig und kaum noch zu überblicken. Die Tomaten Bauern investieren ein halbes Vermögen in neue Samen, die aus Hightech-Laboren stammen und über sehr viel positive Eigenschaften verfügen. Unter anderem liegt der Fokus auch auf dem Geschmack und der Form. Die Verbraucher mögen vermehrt kleinere Tomaten, die als Snack für zwischendurch herhalten sollen. Wer sich selbst ein Bild von den modernen Tomaten verschaffen möchte, der kann eine der zahlreich vertretenen Plantagen in Holland aufsuchen und die Erzeugnisse probieren. Um sich den Weg zu sparen genügt aber auch ein kurzer Blick auf die Verpackung der Lieblingstomatensorte.


Pro Kilo Tomaten-Samen, zahlen die Bauern bis zu 80.000 Euro. Tomatensamen ist daher mehr wert als Gold. Die Bauern können aus einem breiten Sortenangebot wählen, zudem besteht aber auch die Möglichkeit sich eigene Samen züchten zu lassen. Wer sich von der Allgemeinheit mit besonderen Sorten abspalten möchte, der muss jedoch tief in die Tasche greifen. Extrawünsche schlagen mit stolzen 150.000 Euro zu Buche. Holland kann sich nach wie vor als Experte für Tomaten bezeichnen und Deutschland gilt nach wie vor als Hauptabnehmer. Die Vorurteile gegenüber den Hollandtomaten sind in einigen Köpfen jedoch noch tief verankert. So hält sich auch der Mythos weiterhin fest, dass die Tomatenpflanzen in Holland auf Schwämmen wachsen. Ein weiterer Trugschluss. Die Pflanzen wachsen und gedeihen bestens auf geschrädderten Kokosfasern. Schließlich speichert Kokos das Wasser deutlich effektiver als gewöhnliche Erde. Für die Produktion von einem Kilo Tomaten werden nur vier Liter Wasser benötigt. Im Freien und auf Erdboden sieht das schon anders aus. Für den selben Ertrag sind 60 Liter Wasser nötig.

Hightech Tomaten wachsen nun auch in der Nacht

Wissenschaftler haben jüngst ein Gen in der Gänserauke ausfindig gemacht, welches dafür verantwortlich ist, dass eine Pflanze einen ganzen Tag lang mit Sonne versorgt werden kann ohne, dass die Blätter einen Schaden nehmen. Bisher konnten Tomaten maximal 16 Stunden mit Licht versorgt werden. Neuartige Hypridtomaten, die mit dem CAB-13 ausgestattet sind, können jedoch rund um die Uhr wachsen. Insgesamt soll sich somit der Ertrag um 20 Prozent steigern, schreiben Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.Der Verbraucher soll jedoch keine geschmacklichen und auch physiologischen Unterschiede bemerken. Die Forschungsergebnisse stammen übrigens, welch Überraschung, aus den Niederlanden.

Was ist mit der Energieverschwendung

Damit die Tomaten wachsen können wird Licht benötigt. Die in den Gewächshäusern eingesetzten Lampen verbrauchen entsprechend Energie, die wiederum von Generatoren geliefert wird. Die Abfallprodukte wie etwa Wärme und das produzierte Co2 werden ebenfalls wieder genutzt. Die Wärme wird durch auf dem Boden verlegte Leitungen gleichmäßig im Gewächshaus verteilt und sorgt somit für konstante Temperaturen. Der überschüssige Co2-Ausstoß kommt den Pflanzen zu Gute, diese benötigen schließlich Co2 um Fotosynthese betreiben zu können. Die modernen Tomaten-Gewächshäuser sind daher alles andere als umweltschädlich.

Auch in Zukunft wird im Rahmen des Tomaten-Anbaus fleißig verbessert und optimiert um zuletzt den Verbraucher glücklich zu stimmen. Die Zeiten großer geschmackloser Fleischtomaten sind längst vorüber, sollte man meinen. In Holland wird jedenfalls viel Wert auf eine ordentliche Qualität gelegt, denn nur wer viele Tomaten verkauft, kann auch langfristig davon leben.

Quellen: royalpride.nl; FAZ

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