Aktuell werden die Schlagzeilen vor allem durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus bestimmt. Bisher gibt es gegen die neuartige Lungenkrankheit weder eine Impfung noch speziell entwickelte Medikamente. Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen in aller Welt arbeiten aber logischerweise mit Hochdruck daran. Bei der klassischen Grippe sieht die Situation hingegen ein wenig anders aus. Hier stehen grundsätzlich schon Impfungen zur Verfügung. Die Grippeviren allerdings verändern sich ständig, was drei große Probleme mit sich bringt:


1. Unsichere Prognosen: Gegen welche Form der Grippeviren ein Impfstoff entwickelt werden soll, wird zumeist von Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO entschieden. Anschließend dauert es aber rund ein Jahr bis das entsprechende Produkt tatsächlich in großen Stückzahlen zur Verfügung steht. Weil auch die WHO nicht in die Zukunft schauen kann, können hier Fehleinschätzungen auftreten.

2. Abnehmende Wirksamkeit: Auch im Verlauf einer Grippewelle kommt es teilweise zu Veränderungen des Erregers. In der Regel nimmt die Schutzwirkung der Impfung daher im Laufe der Zeit ab.


3. Geringe Haltbarkeit: Einmal produzierte Impfstoffe müssen also zeitnah verbraucht werden, weil sie sonst ihre Wirksamkeit verlieren. Daraus wiederum folgt, dass nicht einfach ein großer Vorrat für die Zukunft angelegt werden kann.

Bei Tieren wurden Universalimpfstoffe bereits erfolgreich getestet

Allerdings ist bereits seit längerer Zeit bekannt, dass sich immer nur ein Teil des Grippevirus verändert. Forscher erklären dies oft mithilfe eines Brokkolis. Dieser besteht aus einem Kopf und einem Stiel. Schaut man sich nun in der Gemüseabteilung des Supermarkts ein wenig um, stellt man schnell fest: Der Kopf sieht bei jedem Brokkoli unterschiedlich aus, während sich die Stiele alle stark ähneln. Genau hier setzen die Forschungsarbeiten für einen Universalimpfstoff an: Die Antikörper sollen so trainiert werden, dass sie gezielt den unveränderlichen Teil des Virus angreifen. Bei Mäusen, Frettchen und Meerschweinchen konnte auf diese Weise bereits eine lebenslange Immunisierung gegen die Grippe erreicht werden. Diese Ergebnisse lassen sich allerdings nicht so einfach auf den Menschen übertragen. Letztlich kann die Wirksamkeit daher nur durch Tests mit menschlichen Probanden unter Beweis gestellt werden. Hier wiederum kommen die staatlichen Aufsichtsbehörden ins Spiel.

Schon 2025 könnten die ersten Produkte auf den Markt kommen

Diese dürfen neue Impfstoffe nur zulassen, wenn diese nachgewiesenermaßen deutlich besser sind als die bereits existierenden Alternativen. Bei einer langfristigen Grippe-Impfung wäre dies wohl der Fall. Allerdings dürfte es wenig sinnvoll sein, zunächst einmal zehn bis zwanzig Jahre zu waren, um zu schauen, wie lange der Schutz tatsächlich reicht. Für eine schnelle Markteinführung müssten sich die Aufseher also darauf einlassen, Zahlen zunächst einmal hochzurechnen und die Situation weiter zu beobachten. Das Produktentwicklungskommitee der WHO hat sich mit diesen Fragen auch bereits beschäftigt und ist grundsätzlich optimistisch: Die Experten dort gehen davon aus, dass schon im Jahr 2025 die ersten Universalimpfstoffe zugelassen werden könnten. Ausreichend Geld für die nötige Forschungsarbeit dürfte zur Verfügung stehen. Dafür sorgt unter anderem das „Globale Förderkonsortium für Grippe-Universalimpfstoffe“, dem unter anderem die WHO, die EU-Kommission und zahlreiche nationale Behörden angehören. Zusätzlich engagieren sich auch private Geldgeber – etwa die Bill & Melinda Gates Foundation.

Wer genauer wissen möchte, wie Impfstoffe entwickelt und produziert werden, dem sei folgender Artikel ans Herz gelegt: Kampf gegen die „globale Krise“: Zu Besuch in Europas größter Impffabrik

Via: Wiwo

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