Heutzutage kaufen Menschen im Laufe ihres Lebens deutlich mehr Kleidungsstücke als in der Vergangenheit. Die Modeindustrie generiert daher jedes Jahr Milliardenumsätze. Die ganz große Zeit der Fast Fashion scheint allerdings vorbei zu sein. Zumindest beschäftigen sich immer mehr Unternehmen – von Hugo Boss bis Zalando – mit dem Thema Nachhaltigkeit. Aktuell gilt allerdings noch: Wenn viele Klamotten gekauft werden, dann müssen über kurz oder lang auch viele Kleidungsstücke entsorgt werden. Ein nicht unerheblicher Teil davon landet aber nicht direkt im Müll, sondern wird gespendet. Die Aufbereitungs- und Recyclingkapazitäten in Europa sind allerdings begrenzt. Viele der Spenden werden daher ins nicht-europäische Ausland exportiert. Vor den Auswirkungen dieser Praxis warnt nun die EU-Umweltagentur EAA. Denn viele dieser Klamotten landen dann schließlich in Afrika auf offenen Mülldeponien. Eine fachgerechte Entsorgung findet somit nicht statt.


Die Zahl der Altkleiderspenden hat stark zugenommen

Verantwortlich dafür sind zwei Effekte. Zum einen hat die Zahl der Kleidungsspenden stark zugenommen: Von 500.000 Tonnen im Jahr 2000 auf 1,7 Millionen Tonnen im Jahr 2019. Zur Einordnung: Das sind stolze 3,8 Kilogramm pro EU-Bürger. Die etablierten Strukturen zur Verarbeitung sind aber nicht mitgewachsen. Außerdem ist der vorhandene Markt dadurch weitgehend gesättigt. Hinzu kommt: An jeder Station, die die Altkleiderspenden durchlaufen, wird ein Teil entnommen. Dabei handelt es sich in der Regel um die jeweils am einfachsten zu verarbeitenden Produkte. Die Qualität der Ware nimmt somit im Laufe der Zeit immer weiter ab. Auf dem afrikanischen Kontinent landen somit oftmals nur die Klamotten, die sonst niemand gebrauchen konnte. Dementsprechend hoch ist dann auch der Anteil an Ausschussware. Die Experten der EAA fordern daher, auch die Verwendung der Altkleiderspenden nach dem Export im Auge zu behalten.


Einige wichtige Punkte sollten beachtet werden

Zumal Europa auch so schon zu viel Müll in ärmere Länder ausführt – etwa Plastikabfälle nach Asien und Elektroschrott nach Afrika. Ein grundsätzliches Plädoyer gegen Kleidungsspenden ist dies allerdings nicht. Vielmehr geht es darum, einige Regeln zu beachten. So sollten nur Kleidungsstücke gespendet werden, die noch in einem guten Zustand sind. Alle anderen gehören eher in die eigene Abfalltonne. Zwar können alte Textilien auch als Füllmaterial in der Industrie eingesetzt werden. Allerdings übersteigt das Angebot die Nachfrage deutlich. Außerdem sollte man sich informieren, was nach der Spende mit den Klamotten geschieht. In vielen Städten gibt es beispielsweise lokale und ehrenamtliche Initiativen, die die Verwendung organisieren und gerne detaillierte Auskunft geben. Bei professionellen Anbietern wiederum kann eine kurze Recherche im Internet nähere Informationen bringen. Im Zweifelsfall kann es auch sinnvoll sein, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Abgabe über eine der zahlreichen Secondhand-Anbieter zu organisieren.

Via: Die Zeit

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