Dass der Klimawandel negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, ist nun wirklich nichts Neues mehr. In Nordaustralien sind diese Auswirkungen bezogen auf Meeresschildkröte gerade deutlich spürbar – und das aus einem fast schon bizarren Grund.


Zu viele Weibchen

Wie Wissenschaftler in einer Studie herausfanden, sind neugeborene Meeresschildkröten in warmen Äquatorialgegenden weiblich. Die Studie untersuchte Populationen von grünen Meeresschildkröten in Raine Island und Moulter Cay im Norden des Great Barrier Reef. In dieser Gegend ist auch eine massive Korallenbleiche aufgrund von hohen Wassertemperaturen zu beobachten. Die Forscher verglichen den Zustand der Populationen mit solchen, die im kälteren Süden leben.


Die Forscher des U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Fisheries Department und Queensland Department of Environment and Heritage Protection nutzten einen neu entwickelten, nicht invasiven Hormontest und fanden heraus, dass in den Populationen im Süden 65-69 Prozent weibliche Schildkröten geboren werden, während es im Norden zwischen 86,8 und 99,8 Prozent waren.

Grüne Meeresschildkröte vom Aussterben bedroht

Wie auch bei einigen anderen Meeresschildkröten, Alligatoren und Krokodilen wird das Geschlecht von grünen Meeresschildkröten davon beeinflusst, bei welcher Temperaturen die Eier heranreifen. Wärmere Temperaturen erhöhen die Chancen, dass die neugeborenen Tiere weiblich sind. Der nötige Temperaturunterschied beträgt dabei nur ein paar Grad. So war es etwa üblich, dass aus der kühleren Region am unteren Rand eines Nestes eher Männchen schlüpften, während die wärmeren Gegenden oben im Nest Weibchen produzierten.

Die Forscher fanden heraus, dass die Geschlechterverschiebung im Norden bereits in den 1990er-Jahren begann und nun ihren Höhepunkt erreicht hat. Warum das ein Problem ist, ist wohl offensichtlich. Zwar paaren männliche grüne Meeresschildkröten sich mit mehreren Weibchen, aber da die Effekte der Klimaerwärmung sich nicht innerhalb weniger Jahre umkehren lassen, sind die Bestände an grünen Meeresschildkröten in Äquatiorialgegenden nun akut bedroht.

„This is one of the most important conservation papers of the decade“, so der Biologe David Owens, der nicht an der Studie beteiligt war. Er sagt voraus, dass die grüne Meeresschildkröte in wenigen Jahrzehnten vom Aussterben bedroht sein wird.

Der Klimawandel kann auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse im Grunde nicht mehr geleugnet werden – ebensowenig wie seine ganz realen und erschreckenden Folgen. Von verheerenden Waldbränden, mächtigen Stürmen und Korallenbleiche über die Bedrohung diverser Spezies: Wir bekommen die Quittung für unseren Umgang mit der Umwelt gerade serviert. Es ist längst überfällig, dass wir wirklich etwas dagegen unternehmen.

via Washington Post

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