Wer in der Nähe eines Flughafens oder einer viel befahrenen Straße wohnt, kann sich Lärmschutzfenster einbauen lassen. Diese wurden extra so konzipiert, dass möglichst wenig Krach ins Innere des Gebäudes gelangt. Experten sprechen in diesem Fall von passivem Lärmschutz. Diese Vorgehensweise bringt aber einen gewichtigen Nachteil mit sich: Wird das Fenster nämlich geöffnet, geht auch der Lärmschutz verloren. Ein Team rund um den Forscher Bhan Lam von der Nanyang Technological University aus Singapur hat dafür nun aber eine Lösung entwickelt. Diese basiert auf der „Active Noise Cancelling“-Technologie, die beispielsweise auch von Kopfhörern bekannt ist. Der Lärm wird also nicht einfach draußen gehalten, sondern es wird gezielt ein Gegenschall ausgespielt, um die Lärmquelle zu eliminieren.


By RoB (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

24 Mikrofone bekämpfen die Schallwellen mit Schallwellen

Das nun entwickelte System besteht aus einem Mikrofon, einer Steuerungseinheit und 24 kleinen Lautsprechern. Über das Mikrofon werden die eintretenden Schallwellen aufgenommen und analysiert. Anschließend berechnet der integrierte Computer den benötigten Gegenschall und spielt diesen über die Lautsprecher aus. Den Angaben der Forscher zufolge können auf diese Weise Schallwellen im Bereich von 300 bis 1.000 Hertz unschädlich gemacht werden. Allerdings müssen die 24 Kameras dafür über die gesamte Fläche des Fensters verteilt werden. In Singapur ist dies vergleichsweise einfach möglich. Denn hier befinden sich vor den Fenstern oftmals kleine Metallstreben. An diesen werden die Kameras befestigt. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern müssten hingegen wohl eigens spezielle Halterungen angebracht werden.

Bei Gesprächen funktioniert die Technik noch nicht richtig

Im Idealfall soll das System dann in der Lage sein, die externen Lärmquellen soweit zu beherrschen, dass die Geräuschkulisse durch das Öffnen des Fensters nicht ansteigt. Allerdings funktioniert die Technik nicht bei allen Geräuschen gleich gut. Monotone Laute können schon heute sehr gut herausgefiltert werden. Für die Anwohner von Flughäfen könnte das System also durchaus eine Lösung bieten. Gespräche hingegen sind zumeist auch trotz des Gegenschalls noch sehr laut zu hören. Wer also oft unter dem Lärm der feiernden Bevölkerung zu leiden hat, für den ist nur wenig Linderung zu erwarten. Um noch mehr Geräusche unterdrücken zu können, müssten mehr und größere Lautsprecher verbaut werden. Dann allerdings wäre das Fenster wieder fast vollständig bedeckt – und könnte auch gleich geschlossen bleiben.


Via: New York Times

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