In der internationalen Frachtschifffahrt klaffen Wunsch und Wirklichkeit noch weit auseinander. So hat sich die Branche verpflichtet, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sowohl den Schadstoffausstoß als auch die Klimaemissionen signifikant zu verringern. Tatsächlich erhöhte sich der Ausstoß an Klimagasen in den vergangenen Jahren aber um rund eine Million Tonnen jährlich. Dies zu ändern ist leichter gesagt als getan. Denn die riesigen Ozeandampfer sind teilweise wochenlang auf dem Meer unterwegs und können dort nicht einfach aufgeladen werden. Elektroantriebe sind daher nur in der Binnen- und Küstenschifffahrt denkbar. Auch hier spielen sie bisher aber eher eine untergeordnete Rolle. Einige Fähren beweisen aber bereits, dass die Technologie grundsätzlich einsatzfähig ist. Norwegen will das Thema nun massiv vorantreiben: Mit der Yara Birkeland wurde das erste elektrische und autonome Frachtschiff ins Wasser gelassen.


Bild: Kongsberg

40.000 LKW-Fahrten können pro Jahr eingespart werden

Der rund achtzig Meter lange Fracht soll zukünftig auf einer festen Route Düngemittel von einer Fabrik zu einem Hafen transportieren. Dort wird die Ladung dann für längere Transporte umgeladen. Der Charme dieser Lösung: Bisher werden die Düngemittel mit dem Lastwagen dorthin gebracht. Mithilfe des Elektroschiffs können so zukünftig 40.000 Fahrten von Lastwagen mit Dieselmotor eingespart werden. Dafür wurden im „Maschinenraum“ des Schiffs Akkus mit der Leistung von rund 100 Tesla-Fahrzeugen verbaut. Dies entspräche einer Reduzierung der CO2-Emissionen um immerhin 1.000 Tonnen jährlich. Im Laufe der Jahre dürfte sich dieser Vorteil aber minimieren, weil auch bei Lastwagen an alternativen und klimafreundlicheren Antrieben geforscht wird. Bis diese allerdings marktreif sind, wollen die Norweger schon wieder einen Schritt weiter sein und den Frachter vollkommen autonom fahren lassen. Bis dahin muss die Erfassungs- und Steuerungstechnologie an Bord aber zunächst noch ausgebaut und verfeinert werden.

Die autonome Steuerung auf dem Wasser ist komplex

Im Rahmen einer zweijährigen Testphase wird das Schiff daher in einer Art Hybrid-Modus unterwegs sein. Es befindet sich also Besatzung an Bord, die die Yara Birkeland steuert. Unterstützt wird sie dabei aber von der eingebauten Technik. Schiffe autonom fahren zu lassen, ist aus technischer Sicht eine enorme Herausforderung. So müssen plötzlich auftauchende Hindernisse auch unter Wasser erkannt werden. Außerdem sorgen die Strömungen und Winde für sich beständig ändernde Bedingungen. Es müssen also in einem ersten Schritt zahlreiche Daten korrekt erfasst werden. In einem zweiten Schritt muss die Technik dann in der Lage sein, daraus auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die beteiligten Ingenieure sind allerdings optimistisch, dass das Schiff schon in wenigen Jahren mit bis zu 24 Stundenkilometern voll autonom unterwegs sein wird. Auch der Be- und Entladungsprozess funktioniert voll automatisiert.


Via: Kongsberg

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