China gehört neben den Vereinigten Staaten, Russland, Großbritannien und Frankreich zu den offiziellen Atommächten. Zusätzlich verfügen auch noch Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea über entsprechende Waffen. Allerdings ist das nukleare Arsenal nicht überall gleich groß. Während die Vereinigten Staaten über rund 1.800 aktive atomare Sprengköpfe verfügen, liegt die Zahl bei Pakistan lediglich im zweistelligen Bereich. Selbst Experten rätseln allerdings darüber, wie große das Atomarsenal der Volksrepublik China ist. Die chinesische Führung trägt auch wenig dazu bei, das Rätselraten zu beenden. So erklärte Staatschef Xi Ping zwar, dass das Land eine Armee von „Weltklasse“ aufbauen werde. Über Details schweigt sich die Volksrepublik aber traditionell aus. Neue Satellitenaufnahmen scheinen nun nahezulegen, dass die chinesische Armee zumindest an einer atomaren Aufrüstung zu arbeiten scheint. Die US-Regierung zeigte sich davon alarmiert.


Flagge China
Foto: Alexander Trisko

Die Vereinigten Staaten zeigen sich besorgt über die Aktivitäten

So tauchten schon Anfang des Monats Bilder auf, auf denen eine Baustelle im Westen Chinas zu sehen war. Experten erkannten darauf den Bau von 119 Raketensilos in der Nähe der Stadt Yumen im Westen des Landes. Weitere Satellitenaufnahmen zeigen nun eine ähnliche Baustelle in der Nähe der rund 400 Kilometer entfernten Stadt Hami. Dort scheinen 110 weitere Raketensilos zu entstehen. Die dort stationierten Langstreckenraketen ließen sich dann theoretisch auch mit nuklearen Sprengköpfen bestücken. Das US-Verteidigungsministerium zeigte sich alarmiert und sprach auf Twitter von einer „wachsenden Bedrohung“ und einem „Schleier der Geheimhaltung“. Erste US-Politiker sprachen sich zudem schon für eine Modernisierung des US-Atomwaffenarsenals aus, um den Vorsprung in diesem Bereich weiter zu erhalten. Problematisch ist die chinesische Aufrüstung aber auch für die Nachbarstaaten Chinas. Insbesondere gilt dies für Taiwan, dessen Unabhängigkeit von der chinesischen Führung nicht anerkannt wird.

Chinas Aufrüstung scheint nur eine Frage der Zeit zu sein

Noch ist allerdings unklar, wie stark China das Atomwaffenarsenal tatsächlich ausbaut. So könnte es sich theoretisch auch um ein Täuschungsmanöver handeln, bei dem eine Aufrüstung lediglich suggeriert werden soll. Außerdem kann es sinnvoll sein, verschiedene Standorte mit Raketensilos zu besetzen, um andere Staaten im Unklaren zu lassen, wo genau sich die Atomsprengköpfe befinden. Viele Experten halten es aber für sicher, dass sich China zumindest mittelfristig nicht mit den bisher zur Verfügung stehenden geschätzten 250 bis 350 Atomsprengköpfen zufrieden geben wird. Stattdessen dürfte das Land zumindest den Status als drittgrößte Atommacht anstreben. Im schlimmsten Fall könnte dies dann zu einem neuen globalen Wettrüsten führen, weil andere Staaten ihren Status gefährdet sehen. Von China bedrohte Nachbarstaaten könnten sich zudem genötigt sehen, ebenfalls nach Atomwaffen zu streben. Eigentlich soll der Atomwaffensperrvertrag dies verhindern. Mit Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea haben aber schon mindestens vier Staaten diese Regelung umgangen.


Via: Der Spiegel

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