2015 einigte sich die Weltgemeinschaft darauf, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Diese Schwelle wurde bereits 2024 überschritten: Die globale Jahresmitteltemperatur lag erstmals 1,52 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen derweil weiter an. Seit einigen Jahren berechnen Forscher:innen der Initiative „Indicators of Global Climate Change (IGCC)“, wie viel Treibhausgase noch in die Atmosphäre abgegeben werden dürfen, damit das 1,5-Grad-Ziel nicht mehrjährig überschritten wird. Derzeit bleibt uns global noch ein Budget von etwa 130 Milliarden Tonnen. Dieses wäre beim aktuellen Emissionsniveau bereits in drei Jahren verbraucht. Das Zeitfenster für effektiven Klimaschutz schließe sich schnell, so die Forscher:innen. Neue Zahlen sind besorgniserregend Die aktuellen Zahlen gehen auf Analysen zurück, bei denen neben acht gängigen Indikatoren für den Klimawandel wie etwa Temperaturen und Emissionen auch zum ersten Mal zwei weitere Indikatoren mit einbezogen werden: Der Anstieg des Meeresspiegels sowie die globale Landniederschlagsmenge. Spätestens in drei Jahren müsste die Netto-Null stehen, wenn die Menschheit noch eine Chance haben will, das 1,5 Klimaziel zu erreichen. Konkret betrüge die Chance dann 50:50. Für eine 80-prozentige Chance dürften die CO2-Emissionen höchstens noch 30 Milliarden Tonnen betragen. Wäre das Ziel eine maximale Erderwärmung von 1,6 oder 1,7 Grad, so betrüge das globale CO2-Budget noch 310 beziehungsweise 490 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Allerdings wäre auch dieses in maximal neun Jahren überschritten, wenn es uns nicht gelingt, die Emissionen zu senken. Zum großen Teil menschengemacht Die Forscher:innen sehen in ihren Ergebnissen eine Bestätigung dafür, dass die Emissionen sich global schnell und umfassend in die falsche Richtung entwickeln. Zudem reagiere das Klimasystem nur mit beträchtlicher Verzögerung auf die Treibhausgas-Emissionen, sodass die heutigen CO2-Emissionen erst nach Jahrzehnten vollumfänglich zum Tragen kommen werden. Die Berechnungen des Teams bestätigen außerdem erneut, dass die rasanten Klimaveränderungen, die wir derzeit global erleben, zum größten Teil auf Aktivitäten der Menschheit zurückzuführen sind. „ Sowohl die Erwärmungsniveaus als auch die Geschwindigkeit der Erwärmung sind beispiellos„, schreiben die Forscher:innen. Zwischen 2015 und 2024 lagen die globalen Temperaturen 1,24 Grad über dem Niveau vor der industriellen Revolution. 1,22 Grad davon seien auf menschliche Aktivitäten wie Abholzung sowie natürlich die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen. Damit war dieser Zeitraum um 0,31 Grad wärmer als das Jahrzehnt davor – die Erwärmungsrate sei derzeit etwa doppelt so hoch wie noch in den 1970er- und 1980er-Jahren. Es besteht dringender Handlungsbedarf Die globale Erwärmung beeinflusse zudem bereits heute das Leben von mehreren Milliarden Menschen. Sie verändert für den Menschen wichtige Systeme wie die Ozeane, die Eisschilde und den Permafrost. Der globale mittlere Meeresspiegel etwa sei zwischen 2019 und 2024 um 26 Millimeter gestiegen, was ein doppelt so schneller Anstieg wie früher sei. Langfristig liegt die Rate des Meeresspiegelanstiegs seit Beginn des 20. Jahrhunderts bei 1,8 Millimeter pro Jahr. Der gestiegene Meeresspiegel habe erhebliche Auswirkungen auf tiefliegende Küstengebiete. „ Das Zeitfenster, um unter 1,5 Grad zu bleiben, schließt sich schnell. Die Emissionen im kommenden Jahrzehnt werden bestimmen, wie bald und wie schnell die 1,5 Grad erreicht werden. Sie müssen rasch gesenkt werden, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen„, so Joeri Rogelj vom Imperial College London. Der Zeitplan des Pariser Abkommens sieht daher eine Verschärfung der nationalen Selbstverpflichtungen der Teilnehmerländer noch in diesem Jahr vor. Allerdings ist nicht klar, wie drastisch diese Nachschärfung ausfallen wird. Zudem sind die Selbstverpflichtungen nicht bindend. „Wenn es in den nächsten Jahren nicht gelingt, entschlossen gegen die Emissionen vorzugehen, werden heutige und zukünftige Generationen mit zunehmenden und dramatischen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sein„, warnt William Lamb vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. via University of Leeds Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter