Das erste Schulhalbjahr ist mal wieder rum, für Millionen Schüler gab es gerade Zeugnisse. Diese Praxis kennen wir bereits seit vielen Jahrzehnten, doch kritische Geister hinterfragen mittlerweile den Sinn der Schulnoten. Sind sie wirklich sinnvoll, gewähren sie Vergleichbarkeit von Leistungen, spornen sie zu mehr Lernen an? Oder können wir uns diese oft als Stigmatisierung empfundene Bewertung sparen?


Schulnoten können stigmatisierend sein

Noten bilden nicht die Bandbreite der Fähigkeiten ab

Schulnoten sind zuerst einmal nicht besonders objektiv, weil sie immer im Vergleich zur umgebenden Gruppe entstehen. In einer starken Klasse ist eine 2 mehr wert als in einer schwachen. Außerdem bilden sie immer einen Mittelwert, der verschiedene Kompetenzen zusammenfasst und nie die gesamte Bandbreite kindlicher Fähigkeiten abbildet. Wer hervorragende Aufsätze mit viel Fantasie und einer großen Zahl von Rechtschreibfehlern verfasst, erhält wenig Würdigung für sein schriftstellerisches oder künstlerisches Talent. So ein Kind kann in der Regel höchstens mit einem »befriedigend« rechnen.

In Mathe ergeben sich nicht dieselben aber ähnliche Probleme. Dieses Fach lässt sich durchaus objektiver bewerten, doch vergeben Lehrer für dieselben Aufgaben unterschiedlich viele Punkte. Manchmal geht der Lösungsweg stärker in die Bewertung mit ein, ein anderes Mal eher weniger.


Der »Versuch, Schulerfolge zu quantifizieren«

Die PISA-Studie offenbart: Schüler, die in bestimmten Fächern gute Noten haben, schneiden in dem weltweiten Kompetenz-Test nicht unbedingt ebenso gut ab. Bei den Bewertungen von 1 bis 6 handelt es sich nur um einen »Versuch, um Schulerfolge zu quantifizieren«, so formuliert es die Bildungswissenschaftlerin Nele McElvany. Warum? Weil Eltern und Lehrer es so wollen. “Es fließt bei der Benotung aber immer das Verhalten mit ein – und das ist auch menschlich.” Wissenschaftlich fundiert sind Schulnoten also nicht, sie können es gar nicht sein.

Schüler versuchen relativ oft, durch erhöhte Anstrengungen eine bessere Note in einem Fach zu erzielen. Aber ob lernschwache Kinder dadurch einen erhöhten Ansporn haben, lässt sich nicht nachweisen. Vielleicht ist für effektives Lernen gar kein Druck nötig – stattdessen müssten die Lehrkräfte »nur« echtes Interesse in den Kindern wecken. Das ist viel aufwändiger und erfordert eine hohe Portion Einfühlungsvermögen. Aber sollten das unsere Kinder nicht wert sein?

Quelle: quarks.de

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