Mehr als zwölf Millionen Menschen weltweit leiden an einer schweren Erkrankung der Hornhaut im Auge. In der Regel führt dies zur Erblindung. Zwar gibt es grundsätzlich eine etablierte Behandlungsmethode. Doch die Transplantation von menschlichen Hornhäuten ist sehr aufwändig und mit hohen Kosten verbunden. Außerdem gibt es schlicht deutlich weniger Spender als Patienten. Ein Forscherteam an der Universität Linköping in Schweden hat daher nach einer Alternative gesucht. Die Idee: Sie versuchten im Labor eine Hornhaut für das Auge herzustellen. Das Verfahren sollte zudem so einfach und preiswert sein, dass es auch in ärmeren Ländern genutzt werden kann. Tatsächlich scheinen die Forscher nun fündig geworden zu sein. Sie nutzten Schweinehaut, um darauf eine Biotech-Hornhaut zu entwickeln. Diese wurden inzwischen bei immerhin zwanzig Patienten in Indien und im Iran getestet. Die Ergebnisse waren vergleichbar mit den Erfolgswerten von echten Hornhaut-Transplantationen.


Bild: Thor Balkhed / University of Linköping

Die künstlichen Implantate können bis zu zwei Jahre gelagert werden

Schweinehaut ist ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie und kann in großen Mengen recht preiswert eingekauft werden. Weiterverarbeitet wird der Rohstoff dann, indem die vorhandenen Kollagenmoleküle gereinigt und gezielt verdichtet werden. Dadurch entsteht ein transparentes Material, das die gewünschte Mischung aus Robustheit und Flexibilität aufweist. Das Verfahren basiert auf bereits etablierten und großflächig vorhandenen Technologien. Eine groß angelegte Produktion könnte sich also vergleichsweise schnell und einfach realisieren lassen. Theoretisch ist sogar eine Herstellung auf Vorrat denkbar. Denn die Biotech-Hornhauten lassen sich rund zwei Jahre ohne Qualitätsverlust lagern. Auch dies stellt einen großen Vorteil gegenüber den klassischen Transplantationen dar. Die Forscher sind daher zuversichtlich, zukünftig deutlich mehr Menschen mit Hornhaut-Erkrankungen des Auges schnell und sicher helfen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelten sie zudem auch noch eine neue minimal invasive Operationsmethode.

Eine neue Operationsmethode soll den Eingriff vereinfachen

Bisher nämlich wird bei Transplantationen zunächst die noch vorhandene Hornhaut entfernt, bevor das gespendete Material eingesetzt und vernäht wird. Hierbei handelt es sich um einen sehr großen Eingriff, der nur an wenigen Krankenhäusern überhaupt durchgeführt werden kann. Die schwedischen Forscher haben hingegen eine Alternative entwickelt, bei der die vorhandene Hornhaut nur angeschnitten wird. Durch diese Lücke wird dann das Biotech-Produkt eingesetzt. Bei den durchgeführten Tests mit menschlichen Patienten, heilte das Gewebe anschließend schnell ab. Immunsuppressive Augentropfen sorgten zudem dafür, dass das Implantat nicht wieder abgestoßen wurde. Innerhalb von bisher zwei Jahren nach den Operationen traten keine Komplikationen auf. Die Forscher wollen daher ihre Biotech-Hornhaut und das neue Operationsverfahren jeweils in größeren klinischen Studien testen. An deren Ende könnte dann die offizielle Zulassung durch die staatlichen Behörden stehen.


Via: Liu

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