Die gefürchtete Alzheimer-Krankheit, die sich bisher kaum sicher diagnostizieren lässt, kann künftig durch einen einfachen Test nachgewiesen werden. Als Nachweis dienen Biomarker, so genannte Amyloid-beta-Peptide. Menschen, die im Frühstadium erkrankt sind, entwickeln im Blut Stoffe, die die Struktur der Biomarker verändern. Sie falten sich zusammen und bilden größere Gebilde, die sich im Gehirn ablagern und Zellen zerstören. Diese Strukturänderung registriert ein Infrarotsensor, der mit speziellen -Antikörpern beschichtet ist, die gezielt den Biomarker aus dem Blut oder dem Nervenwasser herausfischen. Die Forscher glauben, dass sich mit dieser Methode frühzeitig erkennen lässt, ob ein Mensch an Alzheimer erkrankt ist. Heute lässt sich die Krankheit erst diagnostizieren, wenn bereits Teile des Gehirns dauerhaft zerstört sind. Eine Heilung ist dann nicht mehr möglich.


Ausbruch der Krankheit ließe sich verhindern

„Wenn wir in Zukunft über ein Medikament verfügen wollen, das den weiteren Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen kann, benötigen wir dringend Bluttests, die die Alzheimerkrankheit bereits in prädemenziellen Phasen entdecken können“, sagt Professor Klaus Gerwert, Leiter des Lehrstuhls für Biophysik an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Gesetzt den Fall, entsprechende Medikamente werden entwickelt, könnten sie den Ausbruch der Krankheit verhindern, zumindest aber den Verlauf mildern, so Professor Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen, der gleichzeitig am Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen arbeitet.


Plaques zerstören Gehirnzellen

Das Gehirn von Patienten mit Morbus Alzheimer wird von so genannten Plaques aus Amyloid-beta-Peptiden befallen, die nach und nach die Gehirnzellen zerstören. Der Prozess verläuft schleichend, sodass er erst in einem relativ späten Stadium erkannt wird. Anfangs wird er leicht mit Altersdemenz verwechselt, zumal meist, aber keineswegs ausschließlich ältere Menschen befallen werden.

Sieben Risikofaktoren sorgen für 30 Prozent der Erkrankungen

In klinischen Tests wurden bisher 141 Patienten untersucht. Die Treffergenauigkeit war sehr hoch. An einer kleinen Gruppe von Patienten testeten die Forscher das Potenzial zur Früherkennung von Morbus Alzheimer. Die Ergebnisse deuten an, dass auch in prädemenziellen Stadien ein erhöhter Anteil an fehlgefalteten Amyloid-beta-Peptiden in Körperflüssigkeiten detektiert werden kann. Damit könnte künftig die Diagnose von Morbus Alzheimer in präklinischen Stadien möglich sein. „Je früher man Alzheimer erkennt, desto größer sind die Chancen auf eine mögliche Therapie.“

Möglicherweise können Menschen ihr Risiko auch selbst verringern. Demenzforscher am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig haben ausgerechnet, dass 30 Prozent der Erkrankungen an Morbus Alzheimer verhindert werden könnten, wenn sieben Risikofaktoren verstärkt bekämpft würden: Bluthochdruck und starkes Übergewicht im mittleren Lebensalter, Diabetes Mellitus, Depression, mangelnde körperliche Aktivität, Rauchen und niedrige Bildung. Den stärkste Einfluss hätte mit 22 Prozent mangelnde körperliche Aktivität, gefolgt vom Rauchen mit 15 Prozent.
„Bisher wurde vor allem in die Behandlung von Demenzerkrankungen investiert“, so Steffi Riedel-Heller, Professorin für Sozialmedizin und ISAP-Direktorin. Ihre Forderung: „Prävention muss der entsprechende Stellenwert in Forschung und Praxis eingeräumt werden.“

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