Über Jahrtausende waren Segelschiffe die wichtigste Transportmöglichkeit auf den Weltmeeren. Ende des 19. Jahrhunderts erfand Rudolf Diesel dann allerdings den gleichnamigen Motor. 1903 schließlich lief das erste Schiff mit Dieselmotor vom Stapel und ein weltweiter Siegeszug begann. Heute stellen Schiffe mit Dieselmotor das Rückgrat des weltweiten Transportsystems dar. Denn der Antrieb ist nicht nur zuverlässiger als der Wind, sondern ermöglicht es auch, deutlich größere Ladungen ans Ziel zu bringen. Dieselmotoren sind allerdings alles andere als umwelt- und klimafreundlich. So sind die Tanker und Containerschiffe weltweit für rund zwei Prozent der globalen Klimaemissionen verantwortlich. Sie einfach mit einem Elektroantrieb auszustatten, ist allerdings auch keine Lösung. Denn die Schiffe können nicht einfach auf dem Meer wieder aufgeladen werden. Das chinesische Unternehmen China Merchant Energy Shipping setzt daher auf einen weniger radikalen Ansatz: Segel sollen den Dieselmotor unterstützen und so den Kraftstoffverbrauch reduzieren.


Bild: China Classification Society

Die Segel werden automatisiert an die herrschenden Bedingungen angepasst

Das gute an dieser Idee ist, dass es sich nicht mehr um ein reines Konzept handelt. Vielmehr wurde das erste entsprechende Schiff bereits ausgeliefert und zum Einsatz gebracht. Es handelt sich um den Öltanker „New Aden“, der zu den größeren Schiffen seiner Art gehört. Die entscheidende Neuerung: An Deck befinden sich vier jeweils vierzig Meter hohe Segel aus Fieberglas. Daraus ergibt sich eine Fläche von 1.200 Quadratmetern, in die theoretisch der Wind blasen kann. Weil dieser aber nicht immer aus der selben Richtung kommt, müssen die Segel regelmäßig neu ausgerichtet werden. In der Vergangenheit geschah dies in der Regel durch Muskelkraft. Heute allerdings führt ein Computersystem Regie, wertet regelmäßig die neuesten Wetterdaten aus und sorgt automatisch dafür, dass die Segel eingeholt oder neu ausgerichtet werden. So ist sichergestellt, dass die Kraft des Winds immer optimal für den Antrieb des Schiffs genutzt wird. Eingesetzt werden kann der Tanker somit je nach Bedarf auf allen Routen weltweit.

Auch weiterhin wird jede Menge Diesel benötigt

Berechnungen haben ergeben, dass so auf einer typischen Strecke zwischen den ölreichen Ländern im Mittleren Osten und Abnehmerhäfen in Asien knapp zehn Prozent an Treibstoff eingespart werden kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies zwar auch: Es werden auch weiterhin gewaltige Mengen an Diesel verbrannt. Zumindest konnte der Kraftstoffverbrauch aber signifikant gesenkt werden. Wirklich nachhaltig ist die Sache damit aber noch nicht. Zumal der Tanker ja mit Rohöl auch noch einen fossilen Energieträger transportiert, was ebenfalls nicht gerade zur Energiewende beitragen dürfte. Trotzdem ist ein solch kleiner Schritt besser als gar nichts zu unternehmen. Dass ausgerechnet ein Öltanker mit den neuartigen Segeln ausgestattet wurde, ist kein Zufall. Denn hier befindet sich die Ladung unter Deck. Die Transportkapazität wird durch die Aufbauten an Deck also nicht reduziert. Anders wäre dies bei Containerschiffen, wo Stellplätze auf dem Schiff dringend benötigt werden. Hier müssten andere Lösungen gefunden werden.


Via: New Atlas

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