Am gestrigen Montag hat das Umweltbundesamt die sogenannte vorläufige offizielle Bilanz in Sachen Klimaschutz vorgelegt. Darin enthalten sind detaillierte Angaben über die deutschen Klimaemissionen im Jahr 2019. Diese haben sich signifikant verringert. So wurden insgesamt 805 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre gepustet. Dies waren 6,3 Prozent oder 54 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Schaut man sich die einzelnen Treibhausgase im Detail an, fielen die Rückgänge allerdings unterschiedlich stark aus. So reduzierten sich die CO2-Emissionen um 6,6 Prozent, während die entsprechenden Werte bei Methangas (minus 4,7 Prozent) und Lachgas (minus 3,5 Prozent) deutlich niedriger lagen. Ein Blick auf die unterschiedlichen Sektoren zeigt zudem: Trotz des allgemeinen Rückgangs gibt es in einigen Sektoren noch dringenden Handlungsbedarf.


Kohle
Foto: Coal power-plant and oilseed rape, martin, Flickr, CC BY-SA 2.0

Das lief gut in Sachen Klimaschutz

1. Der Energiesektor: Hier konnten die CO2-Emissionen verglichen mit dem Vorjahr um 51 Millionen Tonnen reduziert werden – was einem Minus von 16,7 Prozent entspricht. Verantwortlich dafür war zum einen entschiedenes Handeln der Politik, zum anderen aber auch ein bisschen Glück. So sorgte die Reform des Zertifikatehandels dafür, dass sich der Ausstoß von CO2 verteuerte. Dadurch wurden viele Kohlekraftwerke unrentabel und durch klimafreundlichere Gaskraftwerke ersetzt. Gleichzeitig stieg auch der Anteil der Erneuerbaren Energien. Hier allerdings half vor allem der Zufall: Es gab schlicht mehr Wind und Sonne als in den Vorjahren.

2. Die Industrie: Auch hier konnten die Emissionen signifikant reduziert werden. Konkret war ein Rückgang um immerhin 3,7 Prozent zu verzeichnen. Dies war vor allem auf veränderte Prozesse sowie eine reduzierte Brennstoffnutzung zurückzuführen. Experten hoffen in diesem Bereich zukünftig durch die Nutzung von Wasserstoff noch deutlich größere Einsparungen realisieren zu können. ThyssenKrupp beispielsweise hat einen Hochofen bereits entsprechend umgerüstet. Weitere sollen Folgen.


3. Die Landwirtschaft: Insbesondere die Nutztierhaltung stellt eine gewaltige Belastung für das Klima dar. Zumindest im vergangenen Jahr konnten die Emissionen aber um 2,3 Prozent gesenkt werden. Möglich wurde dies durch einen verringerten Tierbestand und einen reduzierten Einsatz von Mineraldünger.

In diesen Bereichen sind mehr Anstrengungen nötig

1. Der Verkehrssektor: Das Sorgenkind der deutschen Klimapolitik. Trotz zahlreicher Ankündigungen sind die Emissionen hier gegenüber dem Referenzjahr 1990 nicht gesunken. An den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Konzerne liegt dies nicht unbedingt. Denn der CO2-Ausstoß je Fahrzeug ist sehr wohl massiv gesunken. Allerdings sind heute schlicht mehr Lastwagen und Autos auf den Straßen unterwegs als früher. Auch im vergangenen Jahr sind die Klimaemissionen im Verkehrssektor daher nicht gesunken, sondern sogar leicht gestiegen – um immerhin 0,7 Prozent. Ändern dürfte sich dies erst, wenn der Elektroantrieb flächendeckend den Durchbruch geschafft hat.

2. Der Gebäudesektor: Noch größer fiel der Anstieg der Emissionen bei den Gebäuden aus. Hier war ein Plus von 4,4 Prozent zu verzeichnen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf gestiegene Verkäufe von Heizöl. Auch hier ließe sich durch zusätzliche Investitionen in Gebäudedämmung und neue Heizungen noch viel erreichen. Erste Schritte in diese Richtung wurden im Klimapaket der Bundesregierung auch bereits vereinbart.

Die Bilanz: Wie steht Deutschland insgesamt da?

Gegenüber dem Referenzjahr 1990 sind die Emissionen damit um 35,7 Prozent gesunken. Dies klingt zunächst einmal nach viel. Verglichen mit den eigenen Klimazielen ist es aber eher zu wenig. Denn die Bundesrepublik wollte bis zum Jahr 2020 eine Reduzierung um vierzig Prozent erreichen. Diese Zielmarke ist somit nur noch sehr schwer zu erreichen. Prognosen über die diesjährigen Klimaemissionen sind allerdings recht schwierig, weil sich die Situation rund um das Corona-Virus aktuell nicht seriös einschätzen lässt. Klar ist aber: Bis zum Jahr 2030 sollen die Emissionen sogar um 55 Prozent sinken. Hier sind sich die meisten Experten einig, dass dieses Ziel nur durch zusätzliche Anstrengungen zu erreichen sein wird. Insbesondere der Verkehrssektor muss dazu endlich seinen CO2-Ausstoß signifikant reduzieren.

Via: Umweltbundesamt

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