Weltweit suchen Airlines händeringend nach Möglichkeiten, die eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren. Bisher allerdings stecken die meisten Ansätze noch in den Kinderschuhen. So gibt es zwar erste Elektroflugzeuge. Diese können aber nur auf kurzen Distanzen und mit wenigen Passagieren eingesetzt werden. Bei Flugzeugen mit Wasserstoff-Antrieb dürfte es zudem noch einige Jahre dauern, bis die ersten kommerziellen Modelle auf den Markt kommen. Deutlich schneller könnte es theoretisch mit synthetischen Kraftstoffen gehen. Diese haben den Vorteil, dass die bisherige Infrastruktur weiter genutzt werden kann. Die Flugzeuge müssen also nicht umgerüstet werden und auch die Lagerstätten und Tankwagen können weiter verwendet werden. Bisher allerdings werden synthetische Kraftstoffe ausschließlich in Versuchsanlagen produziert. Dementsprechend klein und teuer sind die zur Verfügung stehenden Mengen. Ein Bündnis aus deutschen Firmen und einer Non-Profit-Organisation möchte dies nun ändern.


Bild: Atmosfair

Windräder sorgen für den benötigten grünen Wasserstoff

Beteiligt ist neben der Lufthansa und dem Energieversorger EWE auch Atmosfair. Die Gruppe dürfte den meisten bekannt sein, weil man dort sogenannte Ausgleichszertifikate kaufen kann. Man zahlt also beispielsweise eine gewisse Summe zusätzlich zum Flugpreis und dafür sollen die entstehenden Klimaemissionen ausgeglichen werden. Dies ist bei der Lufthansa schon heute möglich. Noch aber wird diese Option nur von einer Minderheit der Kunden genutzt. Nun will man offensichtlich schon einen Schritt früher ansetzen und erst gar keine Emissionen entstehen lassen. Daher errichten die Partner nun im Emsland eine erste Anlage zur Produktion von klimaneutralem Kerosin. Der Vorgang besteht grundsätzlich aus zwei Schritten. Zunächst muss grüner Wasserstoff gewonnen werden, indem Wasser mithilfe von Energie in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Wirklich nachhaltig ist dies nur, wenn hier Ökostrom verwendet wird. Bei der jetzt gebauten Anlage werden dafür Windräder genutzt, die nicht mehr im Rahmen des EEG-Gesetzes gefördert werden.

Beim CO2 ergibt sich ein klimaneutrales Nullsummenspiel

Anschließend wird der Wasserstoff mit CO2 versetzt, wodurch man nach mehreren Verfahrensschritten den synthetischen Kraftstoff erhält. Der Clou: Der Kraftstoff kann später nur so viel CO2 freisetzen, wie er vorher gebunden hat. Rein rechnerisch ergibt sich im Bezug auf die Klimaemissionen also ein Nullsummenspiel. Atmosfair als Betreiber der Anlage verzichtet zudem darauf, dass CO2 von Industriebetrieben zu beziehen. Stattdessen wird es entweder direkt aus der Luft oder durch die Vergärung von Biomasse gewonnen. Bis zu einem großflächigen kommerziellen Einsatz dürfte aber noch etwas Zeit vergehen. Denn die Anlage im Emsland produziert lediglich eine Tonne E-Fuel pro Tag zum Preis von rund fünf Euro pro Liter. Zum Vergleich: Herkömmliches Kerosin kostet aktuell rund 1,85 Euro. Die im Emsland gemachten Erfahrungen sollen aber die Entwicklung von größeren Produktionsanlagen im industriellen Maßstab beschleunigen. Dies würde dann auch für sinkende Preise sorgen.


Via: DLF

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