Ein neuer Therapieansatz könnte den Verlauf von wiederkehrendem Prostatakrebs deutlich verbessern. In einer großen Phase-III-Studie zeigte die Kombination des oralen Androgenrezeptor-Inhibitors Enzalutamid mit dem Hormontherapeutikum Leuprorelin eine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit bei Patient:innen mit hohem Risiko für Metastasenbildung nach einer Ersttherapie.


Symbolbild

Rückfälle bleiben bei Prostatakrebs ein Problem

Trotz erheblicher Fortschritte in der Krebsmedizin bleibt der Rückfall nach Operation oder Strahlentherapie eines zunächst lokal begrenzten Prostatakarzinoms eine der größten Herausforderungen. Wenn der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) erneut ansteigt – insbesondere, wenn sich dieser innerhalb weniger Monate verdoppelt –, gilt das als sogenannter biochemischer Rückfall. Patient:innen mit solch raschem PSA-Anstieg haben ein erhöhtes Risiko, dass sich Metastasen bilden und die Krankheit tödlich verläuft.

Bisher war in diesen Fällen die Standardbehandlung eine Androgendeprivationstherapie (ADT), etwa mit Leuprorelin. Diese senkt die Testosteronspiegel und kann das Fortschreiten der Erkrankung verzögern, führt aber meist nicht zu einer längeren Überlebenszeit. „Hormone therapy, which is what we’ve been offering patients for 30 years, has not improved survival and neither has anything else“, so einer der beteiligten Forscher in einem Interview. Es bestand also dringender Bedarf an neuen Strategien, die über eine reine Verzögerung des Krankheitsverlaufs hinausgehen.


Deutlich bessere Überlebensraten durch Kombinationstherapie

Die jetzt veröffentlichte Phase-III-Studie untersuchte, ob die Kombination aus Enzalutamid und Leuprorelin diesen Mangel beheben kann. Mehr als 1.000 Männer mit biochemischem Rückfall nach einer Primärtherapie nahmen daran teil. Alle wiesen ein hohes Risiko für Metastasenbildung auf – etwa durch einen PSA-Verdopplungszeitraum von weniger als neun Monaten –, hatten aber noch keine sichtbaren Metastasen.

Verglichen wurden drei Behandlungsgruppen: Leuprorelin allein, Enzalutamid allein und die Kombination beider Wirkstoffe. Das Ergebnis fiel deutlich zugunsten der Kombination aus. Nach fünf Jahren lag die Rate des metastasenfreien Überlebens bei 87,3 Prozent, während sie unter Leuprorelin allein bei 71,4 Prozent und unter Enzalutamid allein bei 80 Prozent lag. Damit reduzierte die Kombination das Risiko für Metastasen oder Tod um rund 40 Prozent. Auch das Gesamtüberleben war signifikant besser als bei der bisherigen Standardtherapie.

Erfreulich ist zudem, dass die Patient:innen unter der intensiveren Kombination keine nennenswert stärkere Belastung durch Nebenwirkungen berichteten. „The safety profile of enzalutamide was consistent with previous clinical studies, with no apparent detrimental effect on quality of life“, heißt es in der Publikation. Damit könnte sich erstmals eine intensivere Therapieoption anbieten, die sowohl wirksam als auch gut verträglich ist.

Neue Chance für Betroffene?

Die Ergebnisse dieser Studie könnten die Behandlungsleitlinien für Prostatakrebs mit biochemischem Rückfall nachhaltig verändern. Da beide Medikamente bereits zugelassen sind, wäre eine Umsetzung in der Praxis ohne große Verzögerung möglich. Die Forscher:innen sehen darin einen wichtigen Fortschritt: „These important findings identify a treatment that prolongs survival in men with aggressive prostate cancer“, schreiben sie.

Gleichzeitig betonen die Studienautor:innen, dass der Ansatz gezielt auf eine klar umrissene Patientengruppe zugeschnitten ist – nämlich auf Betroffene mit hohem Risiko und schneller PSA-Verdopplung. Für andere Formen des Prostatakarzinoms müssen weitere Studien zeigen, ob ein ähnlicher Nutzen besteht. Auch mögliche Langzeiteffekte und Resistenzentwicklungen bleiben Gegenstand laufender Forschung.

Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass die Kombination von Enzalutamid und Leuprorelin eine der bedeutendsten therapeutischen Neuerungen der letzten Jahre im Bereich des nicht-metastasierten, aber hochriskanten Prostatakarzinoms darstellt. Sie könnte den Übergang von der bloßen Krankheitskontrolle zu einer echten Lebensverlängerung markieren – ein seltener Fortschritt in einem bislang schwer zu behandelnden Stadium dieser häufigen Krebserkrankung.

via Cedars-Sinai Medical Center via MedicalXpress

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