Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise haben in einigen Ländern zu kuriosen Entwicklungen geführt. Deutschland beispielsweise wollte eigentlich möglichst schnell aus Kohle- und Atomenergie aussteigen. Inzwischen ist die Kohle aber wieder zum wichtigsten Energieträger geworden und die Laufzeit der letzten Kernkraftwerke wurde verlängert. In Irland berichten lokale Politiker nun von einem ähnlichen Phänomen: Dort wird aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise wieder vermehrt Torf gestochen. Auch der private Handel soll stark zugenommen haben. Aus rein finanzieller Sicht erscheint dies logisch: Ein Haus das ganze Jahr über mit Torf zu beheizen, kostet rund 500 Euro. Noch preiswerter wird es logischerweise, wenn man den Torf selber sticht. Setzt man hingegen auf die konventionelle Versorgung schlägt dies schnell mit mehreren tausend Euro zu Buche. Torf als Energiequelle hat in Irland zudem eine gewisse Tradition.


Bild: Cqui, Public domain, via Wikimedia Commons

Moore speichern noch mehr CO2 als Wälder

So gab es lange Zeit sogar einen halbstaatlichen Konzern namens Bord na Móna, der den natürlichen Brennstoff in industriellem Maßstab abbaute und vermarktete. In den 1990er Jahren setzte aber ein Umdenken ein. Immer mehr Städte untersagten das Verbrennen von Torf, Bord na Móna ließ die Aktivitäten in diesem Bereich auslaufen und letztlich wurde der öffentliche Handel in ganz Irland verboten. Der Hintergrund: Torf wird in Mooren gestochen, die wiederum eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel spielen. Denn sie speichern noch einmal deutlich mehr CO2 als beispielsweise Wälder. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Torf zu verfeuern ist eine der klimaschädlichsten Arten der Energieerzeugung überhaupt. Außerdem handelt es sich bei den Mooren oftmals um einzigartige Ökosysteme mit einer hohe Biodiversität. Aus Angst vor Protesten in ländlichen Regionen verzichtete die irische Regierung dennoch auf ein totales Verbot. Privatleute dürfen somit auch weiterhin Torf für den eigenen Verbrauch stechen.

Hohe Energiepreise machen das Torf stechen attraktiv

In den letzten Jahren wurde von diesem Recht aber immer weniger Gebrauch gemacht. Denn Torf zu stechen und zu verfeuern ist zwar preiswert, aber durchaus auch aufwändig und arbeitsintensiv. Studien zeigten zuletzt, dass rund vierzehn Prozent der Haushalte teilweise Torf verfeuerten und vier Prozent der Häuser ausschließlich damit beheizt wurden. Jetzt aber berichten Politiker aus den ländlichen Regionen Irlands, dass dort wieder vermehrt Torf gestochen wird. Offizielle Daten liegen noch nicht vor. Niall Ó Brolcháin von der National University of Ireland schätzt den Anstieg in diesem Jahr aber auf dreißig bis zweihundert Prozent. Etwas abgeklungen ist das Phänomen erst, als auch in Irland Entlastungen für die Bürger bei den Heizkosten beschlossen wurden. Für die irische Regierung ist die Sache trotzdem nicht ganz unproblematisch. Denn zum einen sind die eigenen Klimaziele dadurch in Gefahr. Zum anderen droht die EU-Kommission schon länger mit Strafen, wenn das Torf stechen nicht zumindest in besonders artenreichen Mooren unterbunden wird.


Via: The Guardian

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