Es ist ein eher ungewöhnlicher Befund: Aktuell läuft der Ausbau der Solarenergie in Deutschland weitgehend nach Plan. Das sogenannte Osterpaket der Bundesregierung hat hier die gewünschte Wirkung entfaltet und letzte gesetzliche Hürden behoben. Zwar mangelt es an der ein oder anderen Stelle an Handwerkern zur Installation der Module. Dennoch scheinen die Ausbauziele der Bundesregierung in Sachen Solarenergie sehr gut erreichbar zu sein. Die Branche allerdings schlägt trotzdem Alarm. Verantwortlich dafür ist eine Entwicklung, die sich bereits seit vielen Jahren beobachten lässt. Denn immer mehr Firmen aus westlichen Ländern verabschieden sich aus der Produktion von Solarzellen und Solarmodulen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Der Marktanteil chinesischer Firmen wird immer größer. Dies hängt schlicht mit den niedrigeren Kosten dort zusammen: Die Herstellung in China kostet zwanzig Prozent weniger als in den USA und sogar fünfunddreißig Prozent weniger als in Europa.


Abhängigkeiten führen in der Regel zu steigenden Preisen

Verantwortlich dafür sind ironischerweise vor allem die niedrigeren Energiekosten im Reich der Mitte. Letztlich hat dies dazu geführt, dass aktuell achtzig Prozent aller Teile, die für den Bau einer Solaranlage benötigt werden, aus China stammen. Folgt man den Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA könnte dieser Wert in den nächsten Jahren sogar auf 95 Prozent steigen. Dies ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum einen sorgt die Abhängigkeit dafür, dass die chinesischen Firmen immer stärker die Preise diktieren können. Die niedrigeren Herstellungskosten kommen dann nicht mehr den Endkunden zugute, sondern erhöhen schlicht die Marge der Produzenten. Hinzu kommt, dass aktuell zwar der Konflikt mit Russland im Fokus der deutschen Außenpolitik steht. Aber auch mit China gibt es eine ganze Reihe an Streitpunkten. Es wäre eher unglücklich, die Abhängigkeit von russischem Erdgas durch eine Abhängigkeit von chinesischen Solarzellen zu ersetzen.


China selbst installiert auch immer mehr Solarmodule

Hinzu kommt: Nicht nur Deutschland will in den nächsten Jahren seine Kapazitäten im Bereich der Solarenergie ausbauen. So hat Deutschland in diesem Jahr Solarmodule mit einer Kapazität von sechs bis sieben Gigawatt neu ans Netz angeschlossen. Alleine in China waren es hingegen achtzig bis neunzig Gigawatt. Hinzu kommen ambitionierte Ausbaupläne beispielsweise in Indien. Für die chinesischen Hersteller ist es daher naheliegend, zuerst die Nachfrage im eigenen Land und auf dem eigenen Kontinent zu bedienen. Deutsche Kunden könnten hier früher oder später auch ohne großen politischen Konflikt das Nachsehen haben. Die Lösung der Problematik könnte darin bestehen, selbst wieder Produktionskapazitäten aufzubauen. Tatsächlich gibt es erste entsprechende Ansätze – etwa im ehemaligen Sollar Valley in Bitterfeld. Es dürfte aber einige Zeit dauern, die in den vergangenen Jahren verloren gegangene Expertise wieder aufzubauen. Ganz ohne staatliche Unterstützung dürfte eine Rückkehr der Solarindustrie zudem nicht zu bewältigen sein.

Via: Wiwo

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