Lange Zeit ging der Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos in Deutschland nur schleppend voran. Inzwischen hat sich daher auch der Staat eingeschaltet und will ein sogenanntes Deutschlandnetz aufbauen. Für die rund 15 Millionen Elektrofahrzeuge, die im Jahr 2030 auf den deutschen Straßen unterwegs sein sollen, soll es dann eine Million öffentliche Ladepunkte geben. Beide Ziele sind durchaus ambitioniert, werden von der neuen Bundesregierung aber engagiert verfolgt. Ausgerechnet EnBW-Chef Frank Mastiaux warnt nun aber vor Übereifer beim Ausbau des Netzes. Grundsätzlich sollte der Manager wissen, wovon er spricht: Sein Konzern betreibt aktuell das größte Netz an Ladesäulen in Deutschland. Bis zum Jahr 2025 will der Energiekonzern an insgesamt 2.500 Standorten Ladepunkte installieren. Mastiaux befürchtet allerdings, dass der parallele staatliche Ausbau für zu viele Lademöglichkeiten sorgen könnte. Die privat betriebenen Anlagen könnten dann nur noch schwer wirtschaftlich betrieben werden.


Bild: EnBW /Fotograf: Endre Dulic

Die Reichweitenangst hat an Bedeutung verloren

Er fordert daher eine bessere Abstimmung zwischen der Privatwirtschaft und den staatlichen Institutionen. So komme es immer wieder vor, dass EnBW den Aufbau von Ladeinfrastruktur an einem bestimmten Standort plane. Dann aber entstehe in unmittelbarer Nähe auch eine Anlage des Deutschlandnetzes. In einem solchen Fall brächten die staatlichen Gelder keinen zusätzlichen Vorteil mit sich. Lange Zeit wurde der massive Ausbau der Lade-Infrastruktur auch damit begründet, dass andernfalls Autokäufer vom Kauf eines Elektrofahrzeugs abgehalten werden könnten. Tatsächlich stand die sogenannte Reichweitenangst lange Zeit an der Spitze, wenn potenzielle Käufer befragt wurden, die sich dann doch für einen Verbrenner entschieden. Inzwischen rückt aber ein ganz anderes Thema stärker in den Fokus. Denn die steigenden Strompreise schlagen auch an den Ladesäulen immer stärker durch. Damit aber gerät die finanzielle Kalkulation beim Kauf von Elektroautos ins Wanken.

Günstiger Strom ist entscheidend für den Erfolg der Verkehrswende

Bisher nämlich ging die Rechnung in etwa so: E-Autos sind beim reinen Kaufpreis deutlich teurer als Autos mit Verbrennungsmotor. Dafür ist der Unterhalt aber deutlich preiswerter, weil der Strom günstiger ist als Diesel oder Benzin. Inzwischen ist dies teilweise aber schlicht nicht mehr der Fall – obwohl auch die Benzinpreise stark angestiegen sind. Für den EnBW-Chef besteht die Aufgabe des Staates daher eher darin, für preiswerten Ökostrom zu sorgen und nicht so sehr im Ausbau der Ladeinfrastruktur. Gestützt wird seine Argumentation durch eine neue Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte. In dieser gaben 41 Prozent der Befragten an, ihre Entscheidung für ein Elektroauto noch einmal zu überdenken, wenn die Stromkosten nicht unterhalb der Benzinkosten lägen. Die Reichweitenangst wurde hingegen nur noch von 14 Prozent der potenziellen Käufer angeführt. Offensichtlich scheint das Thema also an Relevanz verloren zu haben.


Via: FAZ

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