Weite Teile Kanadas sind von riesigen Nadelwäldern bedeckt. Deren Bedeutung für den Klimaschutz wird in der Öffentlichkeit deutlich unterschätzt. Tatsächlich handelt es sich nach dem Amazonas-Regenwald und den Mooren weltweit um den drittgrößten globalen natürlichen CO2-Speicher. Um diesen positiven Effekt zu erhalten, dürfen die insgesamt 566 Millionen Hektar an Nadelwäldern aber auch nicht zerstört werden. Grundsätzlich ist Kanada in Sachen Naturschutz recht fortschrittlich unterwegs. Auch deshalb dürfte man vergleichsweise selten von den dortigen Nadelwäldern und deren Bedeutung für den Klimaschutz lesen. Trotzdem hat natürlich auch der kanadische Wald mit Problemen zu kämpfen. Dazu gehören etwa die Folgen des Klimawandels, die wirtschaftliche Nutzung der Wälder sowie die zunehmende Ausbreitung der menschlichen Infrastruktur. Kanada setzt daher seit einiger Zeit auf einen neuen Ansatz: Die Regierung bezahlt indigene Gemeinden, damit diese sich um den Schutz der lokalen Wälder kümmern.


Bild: Dav2z at English Wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons

Indigene Gemeinden erhalten Geld für den Waldschutz

So wurde im Jahr 2020 ein Gebiet, das in etwa der Größe der Schweiz entspricht, zu einem neuen Schutzgebiet erklärt. Die Verantwortung dafür wurde der Gemeinschaft der Cree First Nation übertragen. Diese können nun auf ihre jahrhundertelange Erfahrung zurückgreifen, um den Wald so gut wie möglich zu erhalten. Alleine gelassen werden die indigenen Gemeinden mit der Aufgabe allerdings auch nicht. Vielmehr gibt es eine finanzielle Unterstützung des Staates. Alleine im vergangenen Jahr erhielten die indigenen Gemeinden rund 340 Millionen Dollar an zweckgebundener Unterstützung. Ebenso wichtig dürfte aber auch die politische Unterstützung sein. So versuchen Mitglieder der Cree First Nation der Waswanipi schon seit einiger Zeit den Nadelwald in der kanadischen Provinz Quebec vor Holzfällern zu schützen. Dafür organisieren sie Proteste oder etablieren Straßensperren. Je stärker das Bewusstsein für den Klimawandel in den Vordergrund rückt, desto besser stehen ihre Chancen in dieser Auseinandersetzung.

Es geht auch um die Aussöhnung mit der indigenen Bevölkerung

Natürlich hat das Programm aber auch eine historische Komponente. Denn die indigenen Gemeinden bekommen vorwiegend Areale zugeteilt, die historisch ohnehin zu ihrem Siedlungsgebiet gehörten. So wurden inzwischen 23 Prozent des historischen Cree-Territoriums wieder in deren Verantwortung übergeben. Die kanadische Regierung betont daher, dass es einerseits natürlich um den Klimaschutz geht, gleichzeitig aber auch die Aussöhnung mit der indigenen Bevölkerung vorangetrieben werden soll. Auch deshalb sind die Zahlungen recht breit angelegt. So haben inzwischen schon mehr als fünfzig indigene Gemeinden Geld für den Schutz der Wälder erhalten. Ähnliche Ansätze wären grundsätzlich auch in anderen Ländern denkbar. So gibt es auch im Amazonas-Regenwald lokale Schutzinitiativen, die dringend mehr staatliche Unterstützung benötigen würden. Unter dem neu gewählten brasilianischen Präsidenten Lula könnten diese nun ebenfalls wieder stärker in den Fokus rücken.


Via: Der Spiegel

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