Das grundsätzliche Phänomen ist schon seit vielen Jahren bekannt. Wenn beispielsweise Vulkane ausbrechen und große Mengen an Staub und Aerosolen in die Atmosphäre pusten, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf das Klima. Denn dadurch werden mehr Sonnenstrahlen reflektiert – und auf der Erde wird es kälter. Nachgewiesen wurde dies unter anderem beim Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo im Jahr 1991. Damals kühlte sich die Erde um rund 0,4 Grad Celsius ab. Dadurch wiederum wurde auch die Phantasie von Klimaforschern beflügelt. Schon seit vielen Jahren wird daher darüber diskutiert, ob sich ein entsprechendes Szenario nicht auch künstlich erzeugen lässt. Forscher an der Havard University wollen dies nun genauer herausfinden und planen das „Stratospheric Controlled Perturbation Experiment“ – kurz: Scopex. Dabei steigt ein Ballon zwanzig Kilometer in die Höhe und verteilt dort Kalziumkarbonat. Die Partikel der Vulkane brachten unerwünschte Nebenwirkungen mit sich Gleichzeitig handelt es sich auch um eine fliegende Messstation. So durchfliegt der Ballon anschließend die zuvor ausgeworfene Wolke und analysiert die dort ablaufenden chemischen und physikalischen Prozesse. Daraus wiederum sollen dann Schlussfolgerungen gezogen werden, ob eine solche Maßnahme im großen Stil tatsächlich eine Abkühlung auf der Erde zur Folge hätte. Experimente im Labor deuten zumindest darauf hin. Es ist aber nicht möglich, dort die komplexen Bedingungen der Stratosphäre vollständig zu simulieren. Deshalb ist der Versuch in der Praxis nötig. Auf die Daten der Vulkanausbrüche kann man ebenfalls nicht zurückgreifen. Denn die damals ausgestoßenen Schwefelaerosole sorgten zwar für eine Kühlung, griffen anschließend aber auch die Ozonschicht an. Die Forscher setzen daher nun auf Kalziumkarbonat, das einen weniger schädlichen Einfluss haben soll. Ganz unumstritten sind die Scopex-Experimente allerdings nicht. Unabhängige Experten müssen jeden Schritt absegnen So warnen viele Experten, dass solche massiven Eingriffe in das klimatische System unabsehbare Langzeitfolgen mit sich bringen könnten. Auch aus ethischer Sicht ist ein solches Vorgehen nicht unproblematisch. Aus rein praktischer Sicht droht zudem eine dauerhafte Abhängigkeit. Denn es müsste immer wieder neues Kalziumkarbonat ausgebracht werden. Andernfalls würden die Temperaturen auf einen Schlag extrem stark ansteigen. Die Harvard-Forscher sind sich dieser Problematiken auch durchaus bewusst. Sämtliche Schritte müssen daher zuvor von einem unabhängigen Expertengremium abgesegnet werden. Dies gilt sogar für erste Testflüge mit dem Ballon, bei denen noch gar kein Kalziumkarbonat ausgebracht werden soll. Grundsätzlich sehen die Forscher ihre Experimente auch nur als eine Art Notfallforschung. Erst wenn die Menschheit gar keine andere Möglichkeit mehr hat, sollte über eine künstliche Klimaabkühlung diskutiert werden – dann aber eben auf einer wissenschaftlichen Basis. Via: Der Standard Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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