Je näher man bei Grabungen in Richtung Erdkern kommt, desto wärmer wird es. Dabei kommen durchaus beachtliche Temperaturunterschiede zusammen. In Mitteleuropa beispielsweise steigt die Temperatur um drei Grad, wenn man einhundert Meter in die Tiefe gräbt. Bei der Geothermie macht man sich dies zunutze, indem man kaltes Wasser in die Tiefe leitet, was sich dort dann erwärmt. Es handelt sich um eine regenerative Energiequelle, die dauerhaft zur Verfügung steht und keine Emissionen verursacht. Bisher allerdings spielt die Geothermie beim Ausbau der Erneuerbaren Energien noch keine große Rolle. Einer der Gründe: Die benötigten Bohrungen sind oftmals sehr aufwändig und dementsprechend teuer. Das Startup Greenwell will diesen kritischen Punkt nun aber einfach umgehen. Der Trick: Die Firma setzt auf bereits vorhandene Bohrungen für die Ölförderung. Sind die Vorkommen erschöpft, werden die Anlagen normalerweise einfach wieder abgebaut und die Bohrungen verschlossen.


Isiwal, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Nach einigen Umbauten kann kaltes Wasser in die alte Ölbohrung geleitet werden

Entwickelt wurde die Idee in Österreich. Im Allgemeinen ist das Land jetzt nicht für seine Ölförderung bekannt. Tatsächlich wird aber auch dort Öl gefördert. Jedes Jahr werden dort zehn bis dreißig Bohrungen aufgegeben, weil nicht mehr genug Öl gefördert werden kann. Greenwell hat nun eine Technologie entwickelt, um die Infrastruktur auch anschließend noch nutzen zu können. Zunächst muss dafür das Ende der Bohrung versiegelt werden. So soll verhindert werden, dass ungewollt weiter Öl austritt. Anschließend sind einige Anpassungen nötig, bevor kaltes Wasser in die alte Ölbohrung geleitet werden kann. Dieses dringt dann mit einer Temperatur zwischen 35 und 70 Grad wieder an die Oberfläche. Der große Vorteil dieses Ansatzes sind die niedrigen Kosten. Diese liegen deutlich niedriger als bei klassischen Geothermie-Bohrungen. Außerdem müssen die Ölkonzerne ohnehin Geld in die Hand nehmen, um die alten Quellen Still zu legen. Die Kosten für die Geothermie-Nachnutzung liegen hier nur unwesentlich höher.

Gewächshäuser können ganzjährig klimaneutral beheizt werden

Allerding sind die Bohrungen in der Regel nicht tief genug, um mit der neuen Technik Strom zu erzeugen. Die Experten von Greenwell haben daher eine andere Form der Nutzung im Sinn. Sie wollen die Wärme vermarkten und damit beispielsweise Gewächshäuser heizen. Dies würde an einen seit einigen Jahren anhaltenden Trend anknüpfen. Denn immer mehr Verbraucher legen Wert auf regionale Nahrungsmittel. Dies spart zwar einerseits Transportwege ein. Andererseits sind die klimatischen Bedingungen hierzulande aber nicht immer optimal für das Pflanzenwachstum. Gewächshäuser können hier Abhilfe schaffen, werden oftmals aber noch mit Erdgas beheizt – was nicht unerhebliche Emissionen verursacht. Aus den alten Ölbohrlöchern kann hingegen das ganze Jahr über klimafreundlich Wärme gewonnen werden. Bevor die neue Technologie aber flächendeckend zum Einsatz kommen kann, sind in Deutschland und Österreich noch einige rechtliche Fragen zu klären. Die ersten Feldversuche werden daher in Tschechien stattfinden.


Via: Der Standard

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